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Standard-Heizkessel

Über diesen Artikel

Lesezeit

4 Minuten

Veröffentlichung

25.01.2022

Letztes Update

23.08.2022

  • Wiki
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  • Standard-Heizkessel

Austauschpflicht für Standard-Heizkessel und moderne Alternativen zum Heizen

Inhalt des Wiki-Artikels

Standard-Heizkessel sind Wärmeerzeuger, die inzwischen als veraltet gelten. Sie wurden in Deutschland bis in die 80er Jahre hinein installiert. Seit Inkrafttreten der Energieeinsparverordnung 2007 ist das Betreiben von Standard-Heizkesseln, die vor dem 1. Oktober 1978 eingebaut wurden, nicht mehr erlaubt.

Heizkessel mit konstant hoher Temperatur

Bei Standard-Heizkesseln handelt es sich um sogenannte Konstanttemperaturkessel. Sie gehören zu den ältesten mit Öl oder Gas betriebenen Wärmeerzeugern in Deutschland. Kennzeichen von Konstanttemperaturkesseln ist, dass sie mit durchgängig hohen Temperaturen laufen. Die alten Standard-Heizkessel können nicht reguliert werden. Die Systemtemperatur eines Standard-Heizkessels liegt zwischen 70 und 90 °C.

Die Spreizung der Heizung fällt bei einer Anlage mit Konstanttemperaturkessel im Vergleich zu modernen mit Öl oder Gas betriebenen Wärmeerzeugern groß aus und die Vorlauftemperatur muss deutlich höher sein. Dadurch sind Standard-Heizkessel weniger effizient. Nur rund 68 Prozent der Energie des eingesetzten Brennstoffs wird in thermische Nutzenergie umgewandelt, der Rest geht vor allem als Abwärme verloren.

Auch wenn eine geringere Heizleistung erforderlich ist, zum Beispiel weil die Sonne durch die Fenster scheint und die Räume erwärmt, laufen Standard-Heizkessel mit konstant hohen Temperaturen. Dadurch arbeitet der Standardkessel ineffizient und es entstehen hohe Bereitschaftswärmeverluste. Dennoch wurde die Technik jahrzehntelang intensiv genutzt, da der Betrieb als sicher galt und aufgrund der hohen Temperaturen kein Kondenswasser entsteht, durch das der Heizkessel oder der Schornstein Schaden nehmen können.

Vom Niedertemperaturkessel zur Brennwerttechnik

In den 1980er Jahren lösten in Deutschland Niedertemperaturkessel die Standard-Heizkessel ab. Niedertemperaturkessel können mit einer Temperatur unterhalb von 35 °C arbeiten. Durch die Nutzung spezieller Materialien sind sie nicht anfällig für Kondenswasser. Ein weiterer entscheidender Unterschied zum Standard-Heizkessel ist, dass Niedertemperaturkessel ihre Leistung an den erforderlichen Wärmebedarf anpassen. Sie sind wesentlich effizienter als Konstanttemperaturkessel und wandeln bis zu 87 Prozent der in einem Brennstoff enthaltenen Energie in Nutzwärme um. Niedertemperaturkessel sind in der Regel mit einem Außenfühler und einer Zeitschaltuhr ausgestattet. Ein Nachteil von Niedertemperaturkesseln sind ihre hohen Abgastemperaturen.

In der inzwischen nicht mehr gültigen DIN 4702 sind Niedertemperaturkessel als Heizkessel definiert, in denen die Temperatur des Wärmeträgers automatisch bis auf 40 °C oder weniger abgesenkt werden kann und die nicht höher als auf 55 °C eingestellt sind. Die Temperatur ändert sich bei einem Niedertemperaturkessel gleitend, zur Nachtabsenkung schaltet der Wärmeerzeuger ab.

Die neue Definition findet sich in der Richtlinie 92/42/EWG. Danach ist ein Niedertemperaturkessel ein Heizkessel, der durchgehend mit einer Rücklauftemperatur von 35 bis 40 °C arbeiten und in dem es unter bestimmten Umständen zur Kondensation kommen kann. Unter diese Definition fallen auch Brennwertkessel für flüssige Brennstoffe. Die Brennwerttechnik ist die aktuelle Heizkesseltechnik. Niedertemperaturkessel dürfen zwar noch betrieben werden, sie werden aber nicht mehr in den Verkehr gebracht.

Brennwertkessel entsprechen dem aktuellen Stand der Technik. Wie Niedertemperaturkessel passen sie ihre Leistung selbsttätig an den Wärmebedarf an. Besonders ist an Brennwertkesseln, dass sie die in den Abgasen enthaltene latente Wärme durch Kondensation wieder nutzbar machen. Dadurch erreichen sie einen deutlich höheren Wirkungsgrad als Standard-Heizkessel und Niedertemperaturkessel. Einen Wirkungsgrad von 100 Prozent, wie manche Hersteller angeben, erreichen sie jedoch nicht. Dies ist physikalisch nicht möglich. Solche fehlerhaften Angaben sind auf eine Vermischung von unterem und oberem Heizwert bei der Berechnung zurückzuführen.

Alter der Heizkessel in Deutschland

In Deutschland sind auch heute noch viele alte Heizkessel im Einsatz. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hat in seiner Studie „Wie heizt Deutschland 2019?“ ermittelt, dass Heizungsanlagen im Durchschnitt seit 17 Jahren in Betrieb sind. Öl-Zentralheizungen weisen sogar ein noch höheres Durchschnittsalter von 21 Jahren auf. Bei Mehrfamilienhäusern ist der Anteil an veralteten Heizungen höher als bei Einfamilienhäusern: 27 Prozent der Mehrfamilienhäuser sind mit einer Heizungsanlage ausgestattet, die älter als 25 Jahre ist, bei Einfamilienhäusern sind es nur 22 Prozent. Dies ist auf das sogenannte Mieter-Vermieter-Dilemma zurückzuführen: Da der Vermieter die Immobilie gewöhnlich nicht selbst nutzt, profitiert er nicht von einer Modernisierung.

Die deutsche Heizungswirtschaft rät, einen Heizkessel spätestens nach 20 Jahren auszutauschen. Nach dieser Zeit hat die Effizienz einer Heizungsanlage aufgrund von Verschleiß deutlich abgenommen. Dazu kommt, dass inzwischen viel effizientere Heizungen erhältlich sind, die einen wesentlich geringeren Stromverbrauch aufweisen und somit auch günstiger zu betreiben sind. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick, wie lange Heizungsanlagen in Deutschland bereits in Betrieb sind:

Betriebszeit der Heizungsanlagen

Anteil der Wärmeerzeuger in Deutschland

weniger als 10 Jahre

rund ein Drittel

länger als 20 Jahre

40 %

länger als 25 Jahre

24 %

 

Austauschpflicht für Standard-Heizkessel

Die Energieeinsparverordnung sieht einen Austausch alter Heizkessel vor, um den Klimaschutz und die Energiewende voranzubringen. Von der Austauschpflicht sind Standard-Heizkessel betroffen, die:

  • älter als 30 Jahre sind
  • Öl oder Gas verbrennen
  • eine Nennleistung zwischen 4 und 400 Kilowatt aufweisen

Für Niedertemperaturkessel besteht hingegen keine Austauschpflicht, sie werden lediglich nicht mehr in den Verkehr gebracht. Von den Standard-Heizkesseln müssen allerdings nicht alle ausgetauscht werden, die den Vorgaben entsprechen, denn es gibt Ausnahmeregelungen. Beispielsweise gilt eine Ausnahme für Wohngebäude mit weniger als drei Wohneinheiten, wenn der Eigentümer am Stichtag – dem 1. Februar 2002 – eine der Wohnungen selbst bewohnt hat. Gab es nach dem Stichtag einen Eigentümerwechsel, ist der neue Eigentümer verpflichtet, die Heizung innerhalb von zwei Jahren zu modernisieren.

Zwischen 2009 und 2019 wurden rund 530 000 Ölheizungen auf Erdgas und mehr als 115 000 Ölheizungen auf Fernwärme umgestellt. Die Anzahl der Gebäude, die mit Öl beheizt werden, ist aber immer noch groß, es sind etwa 5,8 Millionen. Vorwiegend werden Ölkessel in ländlichen Gebieten weiterhin genutzt, in Orten mit bis zu 50 000 Einwohnern. Dabei könnten 2,7 Millionen dieser Gebäude recht einfach an ein Gasnetz angeschlossen werden.

Es bringt einige Vorteile mit sich, den alten Standard-Heizkessel auszutauschen und einen modernen Wärmeerzeuger neu zu kaufen. So wird nicht nur der Energieverbrauch gesenkt, was Kosten spart, sondern auch CO2 und andere Emissionen vermieden. Darüber hinaus wird der Austausch eines alten Standard-Heizkessels gegen einen modernen Wärmeerzeuger staatlich gefördert.

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