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Nachwachsende Rohstoffe – Beispiele für NawaRo, Nutzung in der Industrie und als Kraftstoff
Inhalt des Wiki-Artikel
- Nachwachsende Rohstoffe: Energie aus organischen Stoffen
- Beispiele für nachwachsende Rohstoffe
- NawaRo für mehr Nachhaltigkeit
- Nachwachsende Rohstoffe als Erdölersatz in der Industrie
- Vor- und Nachteile von nachwachsenden Rohstoffen
Nachwachsende Rohstoffe: Energie aus organischen Stoffen
Nachwachsende Rohstoffe, kurz NawaRo, sind laut Definition organische Stoffe aus Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Aquakultur oder mikrobieller Produktion. Sie können pflanzlichen oder tierischen Ursprungs sein. Grundlegend ist, dass sie nicht als Nahrungs- oder Futtermittel dienen, sondern stofflich oder energetisch verwertet werden. Zum Beispiel werden aus nachwachsenden Rohstoffen Brennstoffe, Papier, Kunststoffe, Textilfasern oder Medikamente produziert. Im weitesten Sinn des Begriffs zählen auch tierische Rohstoffe wie Wolle, Pelze und Leder zu den NawaRo. Wird im Rahmen der Energiewende auf nachwachsende Rohstoffe verwiesen, sind aber in der Regel pflanzliche Produkte gemeint.1
Beispiele für nachwachsende Rohstoffe
Die Palette an Pflanzen, die für die Industrie oder zur Erzeugung von Energie genutzt werden, ist sehr breit. Im Jahr 2019 wurden in Deutschland nachwachsende Rohstoffe auf einer landwirtschaftlichen Fläche von 2,7 Millionen Hektar angebaut. Dazu kommen noch 11 Millionen Hektar an Wäldern, die Holz zur Weiterverwertung liefern.2 Zur Herstellung von Biogas und Biokraftstoffen werden unter anderem die folgenden Pflanzen kultiviert:
- Mais
- Raps
- Getreide wie Weizen und Roggen
- Gras
- Hülsenfrüchte
- Zuckerrüben
- Silphien
Den größten Flächenanteil beim Anbau von NawaRo haben Energiepflanzen für Biogasanlagen inne, den zweitgrößten Pflanzen für Biokraftstoffe. Vor allem aus Raps, Getreide und Zuckerrüben wird in Deutschland Biokraftstoff gewonnen. Nachhaltige Wärme wird vorwiegend aus holzartiger Biomasse produziert, zum Beispiel aus Waldholz, Waldrestholz, Altholz oder Restholz aus Sägewerken. Auch auf landwirtschaftlichen Flächen wird Nutzholz angebaut, etwa Pappeln und Weiden. Darüber hinaus wird Chinaschilf kultiviert und zur Wärmeerzeugung genutzt.
Neben Energiepflanzen werden Pflanzen zur stofflichen Verwertung angebaut, vor allem Fette, Öle und Kohlenhydrate werden weiterverarbeitet. Der Anbau in Deutschland ist von den folgenden Industriepflanzen geprägt:
- Raps
- Sonnenblumen
- Lein
- Getreide
- Kartoffeln
- Zuckerrüben
- Mais
- Arznei- und Färberpflanzen
- Faserpflanzen
Für die stoffliche Verwertung werden sowohl einheimische als auch importierte nachwachsende Rohstoffe aus der Land- und Forstwirtschaft genutzt, die aus Europa und Übersee eingeführten NawaRo machen etwa 60 Prozent aus. Die fertigen Produkte kommen teils auf den deutschen Markt, teils werden sie exportiert.3
NawaRo für mehr Nachhaltigkeit
Während die Ressourcen fossiler Rohstoffe endlich sind, erneuern sich NawaRo innerhalb eines überschaubaren Zeitraums. Bereits seit Jahrhunderten werden nachwachsende Rohstoffe zum Beispiel zur Wärmeerzeugung genutzt, auch wenn der Begriff relativ neu ist. Als Erdöl und Kohle als neue Quellen für die energetische und stoffliche Verwertung entdeckt wurden, verdrängten die fossilen Rohstoffe die NawaRo, weil sie kostengünstiger erschienen. Doch der Preis der Nutzung ist im Endeffekt höher als gedacht, denn zunehmende Umweltprobleme sowie der anfallende Abfall verursachen Kosten und Unsicherheiten hinsichtlich der Zukunft. Da Deutschland im Rahmen der Energiewende eine Dekarbonisierung anstrebt, wird inzwischen wieder vermehrt auf nachwachsende Rohstoffe gesetzt. Diese können fossile Rohstoffe bereits in sehr vielen Bereichen ersetzen.4
Die Erzeugung nachwachsender Rohstoffe und deren Nutzung für Produkte, Verfahren und Dienstleistungen wird als Bioökonomie bezeichnet. Durch intensive Forschung werden immer mehr Einsatzgebiete entdeckt. So können heutzutage etwa Displays für Smartphones aus Zucker und Fahrradschläuche aus Löwenzahn hergestellt werden. Energie wird aus Raps gewonnen, Enzyme aus Algen. Um zu vermeiden, dass der steigende Gebrauch von nachwachsenden Rohstoffen mit der Nahrungs- und Futtermittelproduktion um landwirtschaftliche Flächen konkurriert, wird auf ein nachhaltiges Konzept gesetzt: Die Pflanzen sollen möglichst vollständig verarbeitet werden – einige dienen sogar gleichzeitig zur Futter- oder Nahrungsmittelgewinnung und zur stofflichen beziehungsweise energetischen Verwertung – und biobasierte Produkte sollen wenn möglich mehrfach genutzt werden, bevor sie der Energiegewinnung zugeführt werden. Durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft werden neue Bereiche für Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen sowie innovative Methoden und Prozesse gefördert.5
Nachwachsende Rohstoffe als Erdölersatz in der Industrie
Kunststoffe und Chemikalien werden bislang meist aus Erdöl hergestellt. Ändern soll dies die sogenannte Biotechnologie, denn für zahlreiche Produkte können auch nachwachsende Rohstoffe eingesetzt werden. In vielen Fällen lässt sich Erdöl durch Biomasse ersetzen, zudem werden immer mehr Produkte mittels biologischer Prozesse erzeugt. In der Biotechnologie kommen Pflanzen, Pilze, tierische Stoffe und Bakterien zum Einsatz. In Bioraffinerien werden Grundstoffe für die Industrie hergestellt, wie zum Beispiel Biokunststoff. Dieser sieht aus wie herkömmliches Plastik, hat jedoch Vorteile: Viele Biokunststoffe sind kompostierbar. Mit Hilfe von Biotechnologie soll die industrielle Produktion in Zukunft umweltfreundlicher werden.6
Vor- und Nachteile von nachwachsenden Rohstoffen
Neben den zahlreichen Vorteilen, die nachwachsende Rohstoffe mit sich bringen, gibt es aber auch Nachteile. Der wohl größte ist, dass der Anbau von Industrie- und Energiepflanzen in direkter Konkurrenz zu dem von Nahrungs- und Futtermitteln steht, wenn es um die Nutzung von Agrarflächen geht. Zudem werden bei NawaRo auch Pflanzenschutz- und Düngemittel aus der Chemie eingesetzt, die nicht dem Prinzip der Nachhaltigkeit entsprechen. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass nachwachsende Rohstoffe allein überhaupt nicht vermögen, den gesamten Energie- und Rohstoffbedarf zu decken. Zu den Vorteilen der NawaRo zählt, dass Rohstoffe chemisch modifiziert oder als Synthesebausteine dienen können. Benötigte Substanzen können oft direkt aus Pflanzen extrahiert werden, außerdem können nachwachsende Rohstoffe Mikroorganismen als Lebensgrundlage dienen. Die Nutzung von NawaRo verringert die Abhängigkeit Deutschlands vom Erdöl und von anderen fossilen Rohstoffen. Werden die Rohstoffe in heimischen Gefilden erzeugt, verarbeitet und verbraucht, dann bleibt die Wertschöpfungskette im eigenen Land, wodurch Arbeitsplätze geschaffen werden.7
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