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Definition Bruttostromverbrauch und seine Entwicklung in Deutschland
Inhalt des Wiki-Artikels
- Bruttostromverbrauch und Nettostromverbrauch
- Bruttostromerzeugung und Bruttostromverbrauch
- Bruttostromverbrauch und Bruttoendenergieverbrauch
- Netto- und Bruttostromverbrauch in Deutschland
- Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch Deutschlands
- Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch der EU-Länder
Der Begriff Bruttostromverbrauch bezeichnet die Gesamtmenge an Strom, die verbraucht wird. Er wird in der Regel regionsbezogen angegeben, zum Beispiel für ein Land oder eine Gemeinschaft wie die EU. Neben dem Strom, den die Endverbraucher nutzen, sind im Bruttostromverbrauch die Energiemengen enthalten, die von der Energiewirtschaft zur Erzeugung des Stroms aufgewendet werden oder bei Umwandlungsprozessen oder dem Transport verlorengehen.
Der Anteil an erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch nimmt in Europa beständig zu. Die Klimapolitik der EU sieht vor, schädliche Emissionen zu reduzieren, indem konventionelle Kraftwerke zur Stromerzeugung durch regenerative Energiequellen ersetzt werden. Alle Mitgliedsstaaten sind verpflichtet, ihren Beitrag zu leisten. Deutschland hat sich im Rahmen der Energiewende das Ziel gesetzt, dass 40 bis 45 Prozent des Bruttostromverbrauchs bis zum Jahr 2025 durch erneuerbare Energien gedeckt werden. Bis 2030 soll der Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch auf 65 Prozent steigen, bis 2050 auf mindestens 80 Prozent.
Bruttostromverbrauch und Nettostromverbrauch
Neben dem Bruttostromverbrauch gibt es den Nettostromverbrauch. Ein Synonym für Nettostromverbrauch ist Endenergieverbrauch von Strom. Im Nettostromverbrauch sind ausschließlich die Energiemengen enthalten, die beim Endverbraucher ankommen. Nicht eingerechnet sind Strommengen, die für den Kraftwerkseigengebrauch aufgewendet werden, und Netzverluste. Letztere treten zum Beispiel auf, weil der Strom die Leitungen beim Durchfließen erwärmt, so dass ein Teil der Energie als Wärmenergie abhandenkommt. Der Nettostromverbrauch lässt sich berechnen, indem man Netzverluste und Kraftwerkseigenverbrauch vom Bruttostromverbrauch abzieht.
Bruttostromerzeugung und Bruttostromverbrauch
Der deutsche Bruttostromverbrauch bezieht sich auf die Strommenge, die im Inland verbraucht wird, er gibt nicht an, wie viel Strom in Deutschland erzeugt wird. Er ergibt sich aus der im Land produzierten Strommenge plus Importe minus Exporte. Welche Menge an Strom in Deutschland produziert wird, zeigt die Bruttostromerzeugung an.
Bruttostromverbrauch und Bruttoendenergieverbrauch
Während der Bruttostromverbrauch ausschließlich die elektrische Energie erfasst, die aufgewendet wird, schließt der Bruttoendenergieverbrauch (BEEV) alle Energiearten ein, also zum Beispiel auch Wärmeenergie und die Energie, die für den Verkehrssektor aufgewendet wird. Der Bruttostromverbrauch ist im Bruttoendenergieverbrauch enthalten, so dass der er immer niedriger als der BEEV ausfällt.
Netto- und Bruttostromverbrauch in Deutschland
Der Stromverbrauch in Deutschland ist seit 1990 tendenziell gestiegen. In diesem Jahr belief sich der Bruttostromverbrauch auf 550,7 Terawattstunden (TWh). Den Höchststand erreichte der Bruttostromverbrauch Deutschlands 2007, als er bei knapp 625 TWh lag. Bis 2020 ist er auf den Stand von vor 30 Jahren zurückgegangen, nämlich auf rund 544 TWh. Der Nettostromverbrauch Deutschlands lag 2019 bei rund 512 Terawattstunden.
Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch Deutschlands
Der Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch Deutschlands hat sich seit 1990 stark vergrößert. In diesem Jahr wurden nur 3,4 Prozent des Bruttostromverbrauchs aus regenerativen Energiequellen gedeckt, 2020 bereits rund 46 Prozent. Die Entwicklung über die Jahre hinweg zeigt die folgende Tabelle:
Jahr |
Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch Deutschlands |
1990 |
3,4 % |
2000 |
6,3 % |
2004 |
9,4 % |
2005 |
10,3 % |
2006 |
11,6 % |
2007 |
14,3 % |
2008 |
15,2 % |
2009 |
16,4 % |
2010 |
17,0 % |
2011 |
20,4 % |
2012 |
23,5 % |
2013 |
25,1 % |
2014 |
27,4 % |
2015 |
31,5 % |
2016 |
31,6 % |
2017 |
36,0 % |
2018 |
37,8 % |
2019 |
42,1 % |
2020 |
45,4 % |
Um das Ziel zu erreichen, bis zum Jahr 2050 mindestens 80 Prozent des Bruttostromverbrauchs durch regenerative Energien zu decken, müssen diese beständig weiter ausgebaut werden. In Deutschland nimmt die Windenergie eine tragende Rolle ein. 2019 erzeugten Windenergieanlagen an Land und auf See 126 TWh Strom, womit sie einen Anteil von 21,9 Prozent am Bruttostromverbrauch hatten. Die Photovoltaik leistete einen Beitrag von 8,1 Prozent zum Bruttostromverbrauch in Deutschland. Während in Deutschland die Windkraft unter den erneuerbaren Energien besonders viel Strom erzeugt, nimmt global betrachtet die Wasserkraft die Spitzenposition ein.
Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch der EU-Länder
In der Richtlinie 2009/28/EG ist als verbindliches Ziel festgelegt, den Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttoendenergieverbrauch innerhalb der EU zu erhöhen. Neben Deutschland ergreifen deshalb auch alle anderen Mitgliedstaaten Maßnahmen, konventionelle Kraftwerke durch erneuerbare Energien zu ersetzen. Nationale Ziele wurden unter Berücksichtigung der jeweiligen Potenziale festgelegt. Laut der Richtlinie müssen die EU-Länder alle zwei Jahre Bericht über die Fortschritte erstatten. Übermittelt werden neben den Anteilen erneuerbarer Energien am Bruttoendenergieverbrauch auch die Anteile für die Sektoren Strom, Verkehr sowie Wärme und Kälte. Aufgrund unterschiedlicher Quellen und Bilanzierungsmethoden können die auf europäischer Ebene erhobene Daten von den Angaben in deutschen Statistiken abweichen. Die folgende Übersicht informiert über die Erneuerbare-Energien-Anteile der einzelnen Mitgliedstaaten und der gesamten EU am Bruttostromverbrauch im Jahr 2018:
|
Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch in % |
Österreich |
73,1 |
Schweden |
66,2 |
Dänemark |
62,4 |
Lettland |
53,5 |
Portugal |
52,2 |
Kroatien |
48,1 |
Rumänien |
41,8 |
Deutschland |
38,0 |
Finnland |
36,8 |
Spanien |
35,2 |
Italien |
33,9 |
Irland |
33,2 |
Slowenien |
32,3 |
Vereinigtes Königreich |
30,9 |
Griechenland |
26,0 |
Bulgarien |
22,1 |
Slowakische Republik |
21,5 |
Frankreich |
21,2 |
Estland |
19,7 |
Belgien |
18,9 |
Litauen |
18,4 |
Niederlande |
15,1 |
Tschechische Republik |
13,7 |
Polen |
13,0 |
Zypern |
9,4 |
Luxemburg |
9,1 |
Ungarn |
8,3 |
Malta |
7,7 |
Region EU-28 |
32,1 |
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