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Wie wird ein Passivhaus geheizt?

Über diesen Artikel

Lesezeit

5 Minuten

Veröffentlichung

06.04.2020

Letztes Update

25.01.2023

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Inhalt des Blogartikels:

Passivhaus heizen: So funktioniert es effizient und günstig

Passivhäuser liegen im Trend. Da die Kosten für den Energieverbrauch stetig steigen und der Umweltschutz für viele Bauherren eine immer größere Rolle spielt, sind energieeffiziente Häuser eine perfekte Möglichkeit, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden. Falls du bis heute mit dem Begriff Passivhaus noch nicht wirklich etwas anfangen konntest und du dich fragst, wie die Heizung, die Luft und andere Komponenten hier zusammenspielen, soll dir dieser Artikel etwas Abhilfe verschaffen.

 

Was ist überhaupt ein Passivhaus?

Falls du dir jetzt unter einem Passivhaus ein futuristisches Gebäude voller Solarzellen vorstellst, liegst du falsch. Zwar sind viele hochmoderne Häuser mit zukunftsweisender Architektur als Passivhaus konzipiert, aber du kannst auch aus einem normalen Haus ein energieeffizientes Gebäude nach dem Passivhausstandard machen. Ob Neubau oder Altbau ist dabei nicht unbedingt entscheidend, denn Nachrüstungen machen einen Großteil der Förderungen für die Passivhausbauweise aus. Ein wichtiger Punkt ist stets die Entscheidung, wie du das Passivhaus heizen möchtest – schließlich haben Faktoren wie Brennstoffwahl für die Heizung, Dämmung durch Fenster und Türen sowie Haustechnik einen großen Einfluss auf die Energieeffizienz deines Gebäudes.

Wie definiert sich ein Passivhaus genau?

Der äußerliche Eindruck kann täuschen – tatsächlich erkennt man die meisten Passivhäuser nicht auf Anhieb. Doch wie definiert sich eigentlich der Passivhausstandard, der unabhängig von der prinzipiellen Bauweise durch Einhaltung energetischer Grenzwerte erreicht werden kann?

  • Bezogen auf die Wohnfläche liegt der jährliche Heizwärmebedarf für ein Passivhaus unter 15 kWh/(m²a). Das „a“ steht hierbei für Jahr.
  • Der jährliche Primärenergiebedarf muss weniger als 120 kWh/(m²a) betragen.
  • Der Luftdichtigkeitswert muss bei einem Druck von 50 Pa (= Pascal) unter 0,6/h liegen (h = Stunde).

Diese Zahlen helfen dir aber erst einmal nur bedingt weiter, denn sie sagen lediglich aus, wie viel Wärmeenergie du aufwenden musst, um dein Passivhaus zu heizen und eine bestimmte Temperatur zu halten. Welcher Wärmeverlust (oder auch Wärmezuwachs) durch bestimmte Haustechnik oder den Energietransport (zum Beispiel Rohrleitungen) entsteht, hängt von der Bauweise ab. Die wichtigsten Faktoren für Wärmeverluste sind:

  • Wärmeleitung (zum Beispiel Wärmebrücken über Mauerwerk, Dachkonstruktion etc.)
  • Verluste beim Lüften (zum Beispiel durch absichtliches Öffnen der Fenster oder schlecht gedämmte Türen etc.)

Es gibt jedoch auch Wärmegewinne, die beeinflussen, wie stark du ein Passivhaus heizen musst. So kann die direkte Sonneneinstrahlung einen Raum über große Fenster relativ stark aufheizen. Auch Elektrogeräte und andere Haustechnik strahlen überschüssige Wärme ab, die sich auf die Raumtemperatur auswirken kann. Sogar die Körpertemperatur der Bewohner spielt eine Rolle, um aktiv Wärme ins System einzuspeisen. Auf der passiven Seite findest du hingegen die Gebäudedämmung, das Luftzirkulationssystem, die Vermeidung von Luftzug und eine Lüftungssteuerung mit Wärmerückgewinnung.

 

Wie effizient ist der Energieträger, mit dem du dein Passivhaus heizen willst?

Bei der Entscheidung über die Art der Heizung spielt der jeweilige Energieträger neben der Anlagentechnik eine maßgebliche Rolle für den Jahresprimärenergiebedarf. Es zählt also nicht nur, wie viel Brennstoff verbraucht, sondern auch, wie effizient die gewonnene Energie transportiert und als Wärme nutzbar gemacht wird. Das betrifft neben der eigentlichen Heizung auch die sehr wichtige (und oft kostentreibende) Warmwassererzeugung und Belüftung. 

Die Wahl der Heizung und des Brennstoffs wollen sorgfältig bedacht sein, doch je nach Wohnort und Lage kannst du dein Passivhaus nicht immer mit dem Brennstoff heizen, der dir am liebsten ist. Steht beispielsweise keine Gasversorgung zur Verfügung, fällt Erdgas als Energieträger aus. Ob du nun Heizöl, Gas, oder Biomasse (wie zum Beispiel Holz) wählst, hat generell einen Einfluss auf die Energieeffizienz, weil nicht jeder Brennstoff den gleichen Brenn- beziehungsweise Heizwert hat. Ein Passivhaus unterscheidet sich von herkömmlichen Häusern jedoch vor allem darin, dass der Bedarf für zusätzlich erzeugte Wärme möglichst gering ausfällt. Energieverluste müssen also minimiert werden.

Wie stark du dein Passivhaus heizen musst, hängt nicht zuletzt auch vom geografischen Standort ab. Es gibt klimatische Bedingungen, die sich auf die Energieeffizienz direkt auswirken. So kannst du davon ausgehen, dass du deine Heizung für ein Haus in Nordschweden mehr benötigst als für eines auf Mallorca. In unseren Breiten kannst du also eher nicht völlig auf eine Heizung im Passivhaus verzichten.

 

Warum hat fast jedes Passivhaus eine Lüftungsanlage?

Bei der Haustechnik ähneln sich Passivhäuser vor allem in einer Einrichtung: Eine leistungsfähige Lüftungsanlage (kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung) ist sehr wichtig, um die Wohnräume richtig belüften zu können, wenn Abdichtung von Türen und Fenstern und die damit verbundene Wärmedämmung besonders gut ausfallen. Ohne adäquate Lüftung bestünde die Gefahr von Schimmelbildung, weil überschüssige Luftfeuchtigkeit nicht abtransportiert werden könnte. Damit die Lüftung auf der anderen Seite aber nicht zu viel Wärme verliert, ist ein Gegenstromwärmetauscher installiert, der die Abwärme für das Aufheizen der angesaugten Frischluft nutzt. Somit wird die von außen zugeführte Luft automatisch vorgewärmt, was den Heizbedarf in den Innenräumen weiter reduziert. Gute Filter bei der Lüftungsanlage verbessern zudem die Qualität der Luft für die Bewohner.

Leider lässt sich allein mit einer Lüftungsanlage das Haus nicht komplett heizen, da immer noch ein Rest an Wärme verloren geht. Die meisten Besitzer heizen ihr Passivhaus daher mit einer zusätzlichen Heizung auf komfortable Werte. Sehr effizient sind Wärmepumpen, die ohne zusätzliche Rohrleitungen auskommen. Reicht diese Wärmezuführung nicht aus, setzen die meisten Bauherren auf Biomasseheizungen oder (sofern vorhanden) den Anschluss an ein Fernwärmenetz. Moderne Heizungen mit Gas-Brennwerttechnik sind eine Alternative, wenn die anderen Maßnahmen nicht verfügbar oder praktikabel sind. Sie zeichnen sich außerdem dadurch aus, dass sie im Gegensatz zu Öl, Holz oder einer anderen Biomasse keine Lagerfläche für Brennstoff benötigen.

 

Wie sieht es mit der staatlichen Förderung für Passivhäuser aus?

Eine gute Orientierung zur Förderfähigkeit bietet der KfW-Effizienzhaus-Standard. Je höher der Standard, desto geringer der Energieverbrauch. Da Passivhäuser eine wichtige Säule bei der Energiewende darstellen, fördert der Staat den Bau und die Sanierung nach Energieeffizienz-Standards. Die KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) ist vermutlich die bekannteste Förderbank mit derartigen Programmen, doch es gibt je nach Wohnort häufig auch Zuschüsse von anderen Stellen (dies variiert je nach Bundesland). Je höher der Effizienzhaus-Standard, desto größer fällt auch die mögliche Förderung aus. Entscheidend dafür sind zwei Kriterien:

  • Gesamtenergiebedarf der Immobilie (Primärenergiebedarf)
  • Wärmedämmung der Gebäudehülle (Transmissionswärmeverlust)

Nach der KfW-Definition gibt es die Standards 40 Plus, 40 und 55, wobei der Energiebedarf der Immobilie umso geringer ausfällt, je kleiner der Wert ist. Basis für die Berechnung ist ein Passivhaus nach dem Standard KfW 100, das die gesetzlichen Vorgaben der Energieeinsparverordnung (EnEV) erfüllt. Eine Förderung kannst du also dann bekommen, wenn du die gesetzlichen Vorgaben deutlich unterschreitest.

Welche Förderung gibt es von der KfW für dein Passivhaus?

Für die maximale Förderung der KfW sollte dein Passivhaus den Effizienzstandard 40 Plus erfüllen. Diese Stufe deckt sich größtenteils mit dem Standard 40, verfügt aber neben den üblichen Maßnahmen zur Wärmedämmung und Energieeffizienz zusätzlich über Haustechnik zur Stromerzeugung für den eigenen Bedarf (zum Beispiel Photovoltaik). Für ein solches Haus können Kredite beziehungsweise Zuschüsse von bis zu 120.000 Euro (inkl. 25 Prozent Tilgungszuschuss bis 30.000 Euro) gewährt werden.

Für ein normales Effizienzhaus nach dem Standard 40 gibt es die gleiche maximale Fördersumme, allerdings beträgt der Tilgungszuschuss hier höchstens 20 Prozent (maximal 24.000 Euro). Beide Standards sehen einen Primärenergiebedarf von 40 Prozent und einen Transmissionswärmeverlust von 55 Prozent vor.

Der Standard KfW-Effizienzhaus 55 ist bereits mit einem Primärenergiebedarf von 55 Prozent und einem Transmissionswärmeverlust von 70 Prozent erreicht. Hier gibt es ebenfalls eine Fördersumme von bis zu 120.000 Euro, allerdings nur maximal 15 Prozent Tilgungszuschuss (bis 18.000 Euro).

Bitte beachte: Die Auswahl des Energieträgers kann über die Einhaltung der Grenzwerte entscheiden, die für die KfW-Förderprogramme gelten. Am besten lässt du das alles von einem Fachmann berechnen, damit es keine bösen Überraschungen gibt. Wichtig: Fördermittel müssen in der Regel vor Beginn einer Baumaßnahme beantragt werden – gute und langfristige Planung gehört also dazu, wenn du ein Passivhaus bauen und richtig heizen möchtest.

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