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Autonom & autark: Eine Erklärung

Über diesen Artikel

Lesezeit

4 Minuten

Veröffentlichung

28.12.2020

Letztes Update

25.01.2023

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Autonom und autark: Gibt es da einen Unterschied?

Viele verwenden die Begriffe autonom und autark als Synonyme. Doch im Detail kommt es darauf an, die richtige Begrifflichkeit zu verwenden. Wir erklären die Unterschiede.

Inhalt des Blogartikel

Autarkie und Autonomie: Wo liegt der Ursprung der beiden Wörter?

Gerade in der Energiewirtschaft begegnen wir immer öfter den Begriffen Autarkie und Autonomie. Nur was bedeuten sie eigentlich genau? Wann können wir davon sprechen, autonom zu sein und wann sind wir autark? Schauen wir uns zunächst die Lehrbuchdefinitionen der Begrifflichkeiten an.

Definition des Wortes Autarkie

Autarkie beschreibt einen Zustand, in dem man völlig unabhängig von äußeren Hilfen oder Einflüssen bleibt. Insbesondere die wirtschaftliche und/oder energetische Selbstversorgung sind mit diesem Wort gemeint. Dies gilt sowohl für Staaten als auch für das gesellschaftliche Zusammenleben, Unternehmen und Individuen, die ihre Unabhängigkeit durch Selbstversorgung erreichen und bewahren. 

Für dich als Verbraucher bedeutet dies beispielsweise, nicht mehr auf Lebensmittel- oder Energielieferungen externer Versorger angewiesen zu sein, weil du etwa deine Stromversorgung durch eine Photovoltaikanlage selbst übernimmst und einen Bauernhof bewirtschaftest, der dir Nahrung liefert. Ein vollständiges autarkes Leben ist in unseren Breiten jedoch bisher nur sehr schwierig zu erreichen.

Synonyme für Autarkie:

  • Selbstständigkeit
  • Selbstversorgung
  • Subsistenzwirtschaft
  • wirtschaftliche Unabhängigkeit

Definition des Wortes Autonomie

Autonomie beschreibt hingegen vor allem die rechtliche Möglichkeit, nach eigenen Regeln und Gesetzen zu handeln. Dies betrifft insbesondere Staaten oder Teilstaaten innerhalb größerer Organisationen. Doch auch die private oder berufliche Autonomie lassen sich damit beschreiben. So hast du als Energiekunde per Gesetz die Autonomie, deinen Energieversorger frei zu wählen.

Das autonome Leben kann bisweilen eingeschränkt sein, etwa dann, wenn dein Vermieter den Gasanbieter auswählt und du keinen direkten Einfluss auf die Wahl des Versorgers (oder auch die Art der Heizung insgesamt) hast. Als Hauseigentümer hast du hingegen zumeist die volle Autonomie und kannst frei entscheiden, ob du mit Öl, Gas, Biomasse oder anderen Energieträgern heizen möchtest – und woher du die Brennstoffe beziehst. Auch lange Vertragslaufzeiten schränken deine Autonomie zumindest zeitweise ein, weil ein Anbieterwechsel dann nicht möglich ist.

Synonyme für Autonomie:

  • Eigenständigkeit
  • Mündigkeit
  • Selbstbestimmung
  • Selbstgesetzgebung
  • Souveränität
  • aber auch: Selbstständigkeit (obwohl von der Bedeutung her anders gelagert als bei der Autarkie)

Bist du automatisch autonom, wenn du autark lebst? Oder umgekehrt?

Beide Begriffe stammen aus dem Griechischen beziehungsweise wurden später latinisiert. Wörtlich könntest du Autarkie mit „(sich) selbst genügend“ übersetzen, während Autonomie die Selbstgesetzgebung oder eben Selbstbestimmung beschreibt. Da auch dieser Begriff oft mit Unabhängigkeit identifiziert wird, kommt es schnell zu Missverständnissen oder Fehlern beim Gebrauch der Wörter im Alltag:

  • Vereinfacht gesagt bist du dann autonom, wenn du deine Energieversorgung durch, mit und über andere frei organisieren kannst.
  • Autark bist du hingegen, wenn du deine Energieversorgung (oder andere Bedürfnisse) aus eigener Kraft selbst sicherstellen kannst, ohne auf andere angewiesen zu sein.

Nun stellt sich die Frage, ob Autonomie und Autarkie einander bedingen. Tatsächlich ist es so, dass du autonom leben kannst, ohne autark zu sein. Dies ist etwa dann der Fall, wenn du (wie oben bereits beschrieben) zwar die Freiheit bei der Auswahl aus verschiedenen Angeboten hast, aber letztlich auf einen externen Versorger angewiesen bleibst.

Heute ist in den Medien auch oft die Rede vom autonomen Fahren. Dabei kommen automatisierte Fahrzeuge ohne einen menschlichen Fahrer aus und finden sich ohne Eingriff von außen im Straßenverkehr zurecht. Autarkes Fahren wäre hingegen, wenn du dich in einem Fahrzeug fortbewegst, das seinen Treibstoff selbst erzeugt (zum Beispiel durch Photovoltaik), aber möglicherweise trotzdem von dir gelenkt wird. Atomgetriebene Schiffe gelten beispielsweise als autark, was die Treibstoffversorgung angeht. Sie fahren aber nicht autonom über die Weltmeere, sondern eine Besatzung lenkt sie.

 

Beispiele für Autonomie und Autarkie aus dem globalen Alltag

Ein Staat, der seine Angelegenheiten autonom regelt, gilt als politisch unabhängig, obwohl er es wirtschaftlich vielleicht gar nicht ist. So ist Deutschland sicherlich ein souveräner und unabhängiger, autonom organisierter Staat. Doch aufgrund des Energiebedarfs und anderer wirtschaftlicher Beziehungen ist das Land in vielen Dingen nicht autark.

In den 1970er-Jahren nutzten die OPEC-Staaten den Mangel an Autarkie in Energiefragen dazu, den Westen mit einem Ölboykott zu erpressen. Als Reaktion darauf forcierte man insbesondere in Europa und USA den Ausbau der eigenen Ölförderung (zum Beispiel in der Nordsee) sowie der Kernkraft, um energiepolitisch weniger abhängig zu sein.

Ein aktuelles Beispiel ist der Brexit. Großbritannien hat sich dafür entschieden, aus der EU auszutreten und somit autonom in wirtschaftlichen und außenpolitischen Fragen zu agieren, die zuvor gesamteuropäisch geregelt waren. Da Großbritannien allerdings nicht autark ist, kommen in Fragen des Handels, wirtschaftlicher Absatzmärkte und der Energiepolitik große Herausforderungen auf die Briten zu.

Du musst aber auch gar nicht auf die Weltkarte schauen, um Beispiele zu finden. Ein gerade 18 Jahre alt gewordener Schüler, der noch bei seinen Eltern lebt, hat alle Rechte und Pflichten eines erwachsenen Menschen und kann autonom über sein Leben entscheiden. Dadurch, dass dieser Mensch aber noch auf Wohnung, Verpflegung und finanzielle Unterstützung angewiesen ist, mangelt es an Autarkie, um den eigenen Willen in allen Bereichen wirklich umsetzen zu können.

 

Vorteile und Nachteile vom autonomen und autarken Leben

Unsere Beispiele zeigen, dass sowohl Autarkie als auch Autonomie nicht nur Vorteile haben. Wer völlig autark lebt (sei es als Staat, Gesellschaft oder Individuum), beschränkt automatisch auch die Beziehungen zu anderen. Daraus ergibt sich fast zwangsläufig ein Stillstand beim eigenen Wachstum, da dieses durch die Möglichkeiten stark begrenzt wird. Kannst du etwa deinen Strombedarf autark decken, musst du bei jeder neuen Anschaffung nachrechnen, ob du deine Stromerzeugung damit nicht überforderst.

Und auch die nominelle Autonomie nützt dir wenig, wenn du sie durch einen Mangel an Autarkie nicht ausleben kannst – Sachzwänge wie der Job, mit dem du dein Geld verdienst, schränken deine Entscheidungsfreiheit fast immer ein. Außerdem kann Autonomie auch belastend sein, da du nicht nur die Freiheit hast, Entscheidungen zu treffen, sondern mangels anderer Autoritäten gezwungen bist, dich immer selbst um diese Entscheidungen zu kümmern.

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