
Energetisch und nachhaltig Sanieren
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25.07.2022
Veröffentlichung
25.07.2022
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Energetische Eigenheimsanierung ist aktiver Klimaschutz
Wer in Zukunft ein Haus kauft oder erbt, hat nicht viel Freude daran, wenn lange Hitzewellen und Starkregen den Aufenthalt im Garten unerträglich machen und die Bausubstanz schädigen. Damit die Umwelt auch für die nachfolgenden Generationen lebenswert ist, können Hausbesitzer jedoch durch energetische und nachhaltige Gebäudesanierung ihren Beitrag zur Abwendung des Klimawandels leisten.
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Status quo: Wie steht es um die Gebäudesanierung 2020/21?
In Deutschland werden etwa zwei Drittel des Energieverbrauchs der privaten Haushalte für die Raumwärme eingesetzt. Das Einsparpotenzial an Energie und Kohlendioxidemissionen (CO2) ist hier daher ganz besonders groß. Mittels energetischer Sanierung kannst du zwischen 25 und 75 Prozent Energie einsparen. Wie viel du tatsächlich einsparst, ist natürlich individuell verschieden.
Aktuell gibt es 24 Millionen Wohneinheiten, die energetisch sanierungsbedürftig sind. Die Sanierungsrate ist hier bislang über 1 Prozent (bezogen auf Vollsanierungsäquivalente) nicht hinausgekommen. Weil der Wärmesektor immenses Potenzial bietet, die Klimaziele noch zu erreichen, hat die Politik mit dem Klimaschutzgesetz 2030 den Fokus ganz besonders auf diesen Bereich gerichtet. Im Jahr 2030 soll der Ausstoß an CO2 im Sektor Gebäude maximal 70 Millionen Tonnen betragen, was gegenüber 1990 einer Reduktion um 67 Prozent entspricht. Eine Mischung aus mehr Förderung, Information und Beratung, CO2-Bepreisung und Ordnungsrecht sollen dazu beitragen

Gibt es Unterschiede zwischen Renovierung, Sanierung und Modernisierung?
In der Praxis werden die Begriffe oft miteinander vermischt. Sanierst du zum Beispiel ein undichtes Dach durch Schließen der Löcher, kannst du die Gelegenheit nutzen, auch das Dach zu dämmen. Notwendige Sanierungsmaßnahmen werden hier mit Modernisierungsmaßnahmen verknüpft. Allerdings unterscheidet sich eine Altbausanierung durchaus von Maßnahmen wie Reparatur oder Modernisierung.
Renovieren
Renovierungsarbeiten sind nicht unbedingt erforderliche Schönheitsreparaturen. Sie leisten keinen Beitrag zur Erhaltung der Bausubstanz, sondern sind oberflächlicher Art. Typische Renovierungsarbeiten sind:
- Streichen oder Tapezieren der Wände
- Verlegen von Bodenbelägen; zum Beispiel Teppichboden, Fliesen
- Streichen der Fensterrahmen
- Streichen der Fassade
Modernisieren
Hierbei wird der ursprüngliche, funktionsgerechte Zustand des Hauses wiederhergestellt. Aber auch die Wertsteigerung der Immobilie, indem sie dem aktuellen Stand des Bauens oder der Technik angeglichen wird, zählt dazu. Solche Maßnahmen sind:
- Installation moderner Heiztechnik
- Einsatz von Wärme- und Schallschutzfenstern
- Wärmedämmung von Außenwänden und Dach
- barrierefreier Umbau
- Verbesserung des Brandschutzes
Sanieren
Hier geht es vorrangig darum, Schäden am Gebäude zu beheben, um die ursprüngliche Qualität des Hauses wiederherzustellen. Aber auch die Beseitigung von Schadstoffen wie Asbest zählt dazu. Erreicht wird die Sanierung unter anderem durch Maßnahmen wie:
- Reparatur eines undichten Dachs
- Schließen von Löchern in der Dachhaut
- Erneuerung morscher Holzbalkendecken
- Beseitigung von Rissen im Außenputz
- Austausch undichter Fenster
- Beseitigung von Schimmel
- Erneuerung des Fußbodenaufbaus
- Trockenlegung eines feuchten Kellers
- Erneuerung elektrischer Leitungen
- Austausch alter Wasserrohre

Warum solltest du sanieren?
Viele Gründe sprechen für eine Gebäudesanierung. Der so wichtige Klimaschutz ist nur einer davon: Energie- und Kosteneinsparung, mehr Wohnkomfort, gesünderes Wohnklima, Werterhalt und Wertsteigerung deines Hauses, Umwelt- und Klimaschutz.
Kosteneinsparung
Die Sanierung ist die einzige Lösung, deinen Energieverbrauch und deine Kosten spürbar zu reduzieren. Wenn du nicht ausreichend dämmst, geht viel Wärme über die Gebäudehülle verloren. Mit der Wärmedämmung und dem Umstieg von Öl und Gas auf effiziente Heizungstechnik und erneuerbare Energien schaffst du die Voraussetzungen, in deinem Eigenheim so wenig wie möglich Energie zu verbrauchen.
Erhöhter Wohnkomfort
Unsanierte Immobilien verschwenden zu viel Energie und verursachen ein ungemütliches Wohnklima. Undichte Fenster, Zugluft und schlecht gedämmte Wände führen dazu, die Heizung entsprechend hochzudrehen. Feuchtigkeit ist ebenfalls ein Problem, mit dem Altbauten zu kämpfen haben. Gedämmte Dächer, Fassaden, Decken und Wände sowie dreifachverglaste Schallschutzfenster bescheren dir ein behagliches Wohnklima.
Wertsteigerung der Immobilie
Wenn du planst, dein Haus im Alter zu verkaufen, dann möchtest du möglichst viel Geld bekommen. Und das hängt maßgeblich vom baulichen und energetischen Zustand ab. Mit niedrigen Betriebskosten und dank der verlängerten Nutzungsdauer überzeugst du fast jeden Käufer.
Klima- und Umweltschutz
Laut einer Studie des ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg – von 2021 ist das energetisch schlechteste Drittel der Wohngebäude für die Hälfte der Treibhausgasemissionen in diesem Bereich verantwortlich. Hier ist durch die Sanierung auf GEG-Standard eine jährliche Reduktion von bis zu 64 Millionen Tonnen CO2 realistisch. Das ist immerhin so viel, wie beispielsweise Ungarn emittiert.

Welche Regeln gelten für die energetische Sanierung?
Seit 2021 gibt das Gebäudeenergiegesetz (GEG) Richtlinien vor, die du bei der energetischen Sanierung einhalten musst. Eine allgemeine Pflicht zum Dämmen gibt es grundsätzlich nicht. Wohnst du als Eigentümer seit 2002 in einem Ein- oder Zweifamilienhaus, musst du nicht handeln. Es sei denn, du erneuerst beispielsweise über 10 Prozent der Fassade (neuer Außenputz), dann ist diese auch zu dämmen.
Erben und Käufer alter Häuser haben 2 Jahre Zeit, der Dämmpflicht sowie weiteren Vorschriften wie dem Austausch der alten Heizung nachzukommen. Sanierst du einzelne Bauteile am Haus, macht das GEG verpflichtende Vorgaben zum Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Werte). Diese entsprechen den Werten der zuvor gültigen Energieeinsparverordnung (EnEV).
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Welche Bereiche lassen sich sanieren?
So verschieden wie die Baustile sind, so verschieden sind auch die Anforderungen an die jeweiligen Sanierungsmaßnahmen. Ein Haus aus den 1920er Jahren weist andere typische Mängel auf als ein Gebäude aus den 1950er, 1970er oder 1990er Jahren. Es sind jedoch meist die gleichen alterstypischen Bauteile und Bereiche, die nach Erreichen eines bestimmten Alters sanierungsbedürftig sind.
Am Baujahr kannst du bereits im Vorfeld erkennen, welche Maßnahmen höchstwahrscheinlich auf dich zukommen. Hast du beispielsweise ein unsaniertes Haus aus den 1950er Jahren geerbt, kann es sein, dass eine Kernsanierung erforderlich ist, damit es den heutigen Anforderungen entspricht. Dazu musst du Mauern, Putz, Dacheindeckung, Dachstuhl, Türen, Fenster, Decken, elektrische Leitungen, Heizungsanlage und sanitäre Einrichtungen sowie Zu- und Abwasserrohre in einen neuwertigen Zustand versetzen. Das kostet reichlich Zeit und vor allem Geld. Allerdings erreichst du so nahezu Neubaustandard. Oft sind jedoch nicht alle dieser Maßnahmen erforderlich.
Dachsanierung
Das Dach ist bei Altbauten einer der Sanierungsschwerpunkte. Was genau zu machen ist, hängt vom jeweiligen Einzelfall ab. Zu den Maßnahmen zählen:
- Abriss und Erneuerung des Dachstuhls
- Wärmedämmung Dachboden
- Verlegen neuer Dachziegel
- Wärmedämmung oberste Geschossdecke
- Erneuerung Dachfenster
- neue Regenrinnen
- Erneuerung des Schornsteins
- Dachbodenausbau als Wohnraum
Fassadendämmung
Die Dämmung der Fassade lässt sich grundsätzlich in 4 Varianten aufteilen:
- Kern- und Einblasdämmung
- WDVS (Wärmedämmverbundsystem)
- hinterlüftete Vorhangfassade
- Innendämmung
Liegt ein zweischaliges Mauerwerk mit Hohlschicht vor, bietet sich die Kerndämmung an. Hier wird die Hohlschicht mit einem Dämmstoff ausgefüllt. Wärmeverbundsysteme (WDVS) sind Dämmstoffplatten, die direkt auf der Außenseite der Fassade angebracht und anschließend mit speziellem Mörtel verputzt werden. Bei der hinterlüfteten Vorhangfassade wird die Fassadenbekleidung auf einer Unterkonstruktion, also nicht direkt an der Außenwand befestigt. Die Front besteht aus Dämmstoff und einer an der Hauswand befestigten Verkleidung. Die Innendämmung der Außenwand kommt meist bei denkmalgeschützten Häusern zum Einsatz. Sie gleicht der Außenfassadendämmung und besteht aus Tragkonstruktion, Dämmmaterial und Innenverkleidung.
Fußbodensanierung
Die Grundlage für den Fußbodenaufbau bildet die Geschossdecke. In der Regel handelt es sich um Massiv- oder Holzbalkendecken. Für die Sanierung muss das alte Füll- und Dämmmaterial vollständig abgetragen werden. Selbst der gesamte Holzunterbau muss in manchen Fällen ersetzt werden. Der neue Bodenaufbau besteht aus:
- Bodenbelag
- Estrich
- Trennschicht mit Wärmedämmung und Schallschutz
- Tragschicht bzw. Rohdecke
Sanierung der Fenster
Die Regel ist der Komplettaustausch durch Fenster mit beispielsweise 3-fach-Wärmeschutzverglasung. Folgende Rahmenmaterialien stehen zur Verfügung:
- Holzfenster
- Holz-Alu-Fenster
- Kunststofffenster
- Metallfenster
Sanierung veralteter Elektrokabel
Die Elektrik hat eine Lebensdauer von maximal 40 Jahren. Sie funktioniert dann noch, aber alte, brüchige Kabel sind nicht für die Vielzahl an Elektrogeräten ausgelegt, wie wir sie heute nutzen. Schnell kommt es zu einer Überlastung und eventuell zu einem Kabelbrand. Sollen die Kabel im Mauerwerk verlegt werden, musst du das Mauerwerk aufstemmen. Wird der Fußboden saniert, kannst du Kabelschächte unter dem Fußboden beispielsweise im Estrich verlegen oder in Fußbodenleisten unterbringen.
Austausch alter Rohre
Wasserrohre sind in der Wand verlegt und daher schwer zugänglich. Eine Möglichkeit ist das Aufstemmen der Wände. Die freigelegten alten Rohre werden dann durch neue ersetzt. Kostengünstiger und einfacher ist es, die alten Wasserrohre abzuklemmen und neue auf Putz und hinter einer Vorwandkonstruktion zu verlegen.
Der Heizungsaustausch
Meist reicht es aus, die alte Öl- oder Gasheizung durch effiziente Brennwerttechnik zu ersetzen. Es kommt jedoch auch vor, dass brüchige Rohrleitungen und alte Heizkörper auszutauschen sind.

Fachliche Unterstützung bei der energetischen Sanierung
Für die Umsetzung deiner Sanierungsmaßnahmen benötigst du verschiedene Fachkräfte. Je nach Sanierungsumfang helfen dir diese Expertinnen und Experten:
- Architekten: Planung und Koordination
- Fachingenieure: Technische Planung
- Handwerker: Umsetzung der Maßnahmen
Dein erster Schritt sollte jedoch die Energieberatung sein. Von einem Energieexperten wirst du ausführlich darüber informiert, wie es energetisch um dein Haus steht und welche Maßnahmen sinnvoll sind. Idealerweise lässt du dir einen individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP) ausarbeiten. Im Rahmen der Bundesförderung hast du dann 15 Jahre Zeit, die empfohlenen Sanierungsmaßnahmen umzusetzen und bekommst zudem einen Förderbonus von 5 Prozent.

Diese Förderungen gibt es
Über die Bundesförderung für effiziente Gebäude – Einzelmaßnahmen (BEG EM) gibt es für Sanierungsmaßnahmen einen Investitions- oder Tilgungszuschuss von bis zu 25 Prozent (Gebäudehülle) beziehungsweise von bis zu 55 Prozent (Heizung) der förderfähigen Kosten.
Förderfähig sind nur Maßnahmen, mit denen zum Zeitpunkt der Antragstellung noch nicht begonnen wurde. Um die Förderung zu bekommen, musst du einen Energieeffizienzexperten einbinden. BAFA- und KfW-Zuschussförderung kannst du auf dem jeweiligen Zuschussportal online beantragen. Benötigst du ein KfW-Darlehen, benötigst du einen Finanzpartner der KfW, beispielsweise deine Hausbank.

Gut für das Klima und deine Finanzen
Du siehst: energetisches Sanieren lohnt sich! Durch Dämmmaßnahmen senkst du den Energieverbrauch für Heizung, Warmwasserbereitung sowie den CO2-Ausstoß spürbar. Mit effizienter Heiztechnik und erneuerbaren Energien schonst du wichtige Ressourcen und die Umwelt. Und du steigerst das Wohnklima sowie den Wert deines Hauses.
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