niedrigenergiehaus-header-net4energy

Unser Niedrigenergiehaus-Guide: Nachhaltige Technik für mehr Umweltschutz im Eigenheim

Über diese Seite

passivhaus-hier-rechnet-es-sich-net4energy

Hier rechnet sich Passivität für Bauherren und Umwelt

Den Treibhauseffekt haben wir noch lange nicht im Griff. Die Umweltschäden durch Starkregen und Hitzewellen werden immer größer. Die Ökosysteme sind teilweise in einem desolaten Zustand. Der vermehrte Einsatz erneuerbarer Energien in den Bereichen Strom- und Wärmeversorgung ist zwar ein bedeutender und unverzichtbarer Schritt, dem entgegenzutreten, doch das allein reicht noch nicht. Wer neu baut oder ein Gebäude renoviert, hat es in der Hand, das Haus so zu planen, dass es durch möglichst geringen Verbrauch Klima und Umwelt schützt. Dabei kommen ökologischen Hauskonstruktionen und nachhaltigem Bauen wachsende Bedeutung zu. Und hier sind Bauherren sowie die Baubranche in der Pflicht. Gute Wärmedämmung, der Einsatz nachhaltiger Baumaterialien sowie die Nutzung passiver Wärmeerträge durch Sonneneinstrahlung, aber auch durch die Körperwärme der Bewohner sowie die Abwärme elektrischer Geräte wie beispielsweise Herd, Kühlschrank oder Fernseher, haben positiven Einfluss auf einen niedrigen Wärmebedarf.

All diese Kriterien erfüllt ein Passivhaus. Es spart gegenüber einemnach dem aktuellem Gebäudeenergiegesetz (GEG) gebauten Neubau etwa 75 Prozent Heizenergie ein. Im Vergleich zu einem Niedrigenergiehaus sind es immer noch 45 bis 50 Prozent. Im Jahr 2019 machten die privaten Haushalte gut ein Viertel (26,5 Prozent) des gesamten Endenergieverbrauchs in Deutschland aus. Allein für Wärme verwendeten sie davon 90 Prozent. Laut BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. gab es in Deutschland Ende 2020 rund 42,6 Millionen Wohnungen. Von diesen werden immer noch 74,5 Prozent mit Öl (25 Prozent) oder Gas (49,5 Prozent) beheizt. Fernwärme hat einen Anteil von 14,1 Prozent. Der Anteil von Elektro-Wärmepumpen stieg auf 2,6 Prozent. Wenn du dich also für den Bau eines Passivhauses entscheidest, leistest du einen sehr großen Beitrag zur nachhaltigen und umweltschonenden Energieversorgung.

passivhaus-seit-30-jahren-gelobt-net4energy

Seit 30 Jahren hoch gelobt und trotzdem geringe Verbreitung

Aktuell gibt es rund 15,9 Millionen Einfamilienhäuser in Deutschland. Der Anteil von Passivhäusern ist mit rund 10.000 Gebäuden - weltweit etwa 50.000 - noch sehr gering und eher unbedeutend. Und das, obwohl das erste Passivhaus bereits 1991 in Darmstadt-Kranichstein bezogen wurde. Laut Statista wurden im Jahr 2019 (Stand Juli 2020) in Deutschland lediglich 94 neue Wohngebäude im Passivhausstandard ohne Heizung fertiggestellt. In den Jahren von 2001 bis 2019 entstanden insgesamt 2.467 Passivhäuser. Eine Hochphase gab es in den Jahren 2010 bis 2013, als jährlich bis zu 408 Passivhäuser gebaut wurden. Doch seitdem ist die Tendenz stark fallend. Das erstaunt insofern, da der Expertenbefragung Zukunft Bauen 2017 zufolge immerhin 47,9 Prozent der befragten Fachleute davon ausgehen, dass das Passivhaus den Markt der Gebäudekonzepte dominieren wird; 2011 waren es allerdings noch 76,9 Prozent der Experten, die diesem Gebäudestandard gute Marktaussichten ausstellten.

Um festzustellen, warum die energetische Sanierung von Gebäuden eher schleppend vorangeht, führte die Ipsos SA , ein international tätiges Marktforschungsunternehmen, im Auftrag der European Climate Foundation 2018 in 5 europäischen Ländern eine Umfrage durch. Ziel der Umfrage war es, die Sorgen um Gesundheit und soziale Gerechtigkeit der europäischen Bürgerinnen und Bürger in Bezug auf Sanierung zu verstehen, um dafür politische Unterstützung zu schaffen und Forderungen nach Passivhäusern zu etablieren. Es stellte sich dabei heraus, dass deutsche Bürger vor allem durch Kosteneinsparungen motiviert werden, jedoch aufgrund der erforderlichen Investitionen zögern, eine energetische Maßnahme durchzuführen. Hauptbeweggründe, die für eine Sanierung sprechen, sind für sie das Sparen von Geld (71 Prozent), der erhöhte Wärmekomfort (65 Prozent) und eine gesunde Umwelt sowie die Angst vor dem Klimawandel (54 Prozent). Als wesentliche Hindernisse nannten die deutschen Befragten, dass sie keinen Kredit für die energetische Sanierung aufnehmen möchten (52 Prozent), sie sich die Investition nicht leisten können (41 Prozent), ihnen die finanzielle Unterstützung durch den Staat fehlt (35 Prozent), die Sanierung zu zeit- und kostenaufwendig ist (34 Prozent) oder sie keinen Überblick über mögliche staatliche Fördermöglichkeiten haben (32 Prozent).

passivhaus-niedrigenergiehaus-unterschied-net4energy

Niedrigenergiehaus, Passivhaus, was ist der Unterschied?

Grundsätzlich ist jedes Wohngebäude, dessen Energieeffizienz besser ist als die vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Werte, für Neu- und Bestandsbauten ein Niedrigenergiehaus bzw. ein Effizienzhaus, wie die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) solche Gebäude bezeichnet. Wann die Kriterien eines Niedrigenergiehauses erfüllt sind, istim Gebäudeenergiegesetz (GEG) festgelegt. Allerdings wurden in der Vergangenheit diese Referenzwerte immer wieder überarbeitet und verschärft. Ein gemäß EnEV 2007 gebautes Niedrigenergiehaus ist daher heute ein gutes Stück von den aktuellen Anforderungen im GEG entfernt. Die primärenergetischen Anforderungen bei Neubauten und Bestandsgebäuden erfuhren durch die abgelöste EnEV 2016 eine Verschärfung gegenüber der EnEV 2007 um durchschnittlich 30 Prozent.

Eindeutig festgelegte Standards gibt es also eigentlich nicht. Niedrigenergiehäuser zeichnen sich jedoch dadurch aus, dass sie über optimal wärmegedämmte Dächer, Außenwände und gut isolierte Fenster und Türen verfügen. So können sie einen größtmöglichen Teil der eingesetzten Heizenergie im Haus halten und den Wärmebedarf minimieren. Lange Zeit nannte man gemäß EnEV errichtete Häuser Niedrigenergiehäuser. Heute hingegen sollte ein Niedrigenergiehaus etwa 25 Prozent unter dem GEG-Standard (KfW-Effizienzhaus 100) liegen.

Ähnlich wie beim Begriff Niedrigenergiehaus gibt es auch beim Passivhaus eigentlich keine gesetzlichen Vorgaben. Daher ist die Bezeichnung Passivhaus auch gesetzlich nicht geschützt. Weil aber das erste Passivhaus Deutschlands von 1991 ein Studienobjekt gewesen ist, das unter anderem vom Hessischen Umweltministerium begleitet wurde, hat sich Passivhaus für Wohngebäude etabliert. Der Verbrauch von 1,5 Litern Heizöl bzw. 1,5 Kubikmetern Erdgas pro Quadratmeter Wohnfläche im Jahr darf jedoch nicht überschritten werden. Mit einem Heizwärmebedarf von 15 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr weist das Passivhaus also nur etwa ein Viertel des Wertes eines typischen Niedrigenergiehauses auf. Um dies zu erreichen, bedarf es eines ausgezeichneten Wärmeschutzes und einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Im Idealfall benötigen Passivhäuser keine klassische Heizung. Es ist beispielsweise ausreichend, wenn die über eine Lüftungsanlage zugeführte Frischluft von einem Erdwärmetauscher vorgewärmt wird.

Wenngleich es eigentlich keine gesetzlichen Vorgaben gibt, muss jedes Passivhaus, für das Fördergelder beantragt werden, Anforderungen erfüllen, die im sogenannten Passivhausstandard geregelt sind, den die Passivhaus Institut GmbH in Darmstadt festgelegt hat und der weltweit angewendet wird. Je nach Größe und Bautyp betragen die Baukosten für ein Passivhaus um die 1.200 Euro bis 1.400 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. Sie liegen somit bis zu 15 Prozent über den Kosten eines Neubaus, der gemäß aktuellem GEG gebaut wurde. Die Mehrkosten ergeben sich größtenteils durch den Einsatz hochwertiger Dämmstoffe und der speziellen Dreifach-Wärmeschutzverglasung. Die meisten namhaften Anbieter von Fertighäusern haben inzwischen standardmäßig Energiespar- und Passivhäuser im Programm.

Wissenswertes

Die aktuellen energetischen Anforderungen sollen ab dem Jahr 2021 europaweit vom „Niedrigstenergiegebäude-Standard“ abgelöst werden. Diese müssen dann eine sehr gute Gesamtenergieeffizienz haben, also sehr wenig Energie benötigen, die möglichst mit erneuerbaren Energien erzeugt werden. Wenn du im Passivhausstandard baust, bist du auf der ganz sicheren Seite, denn dein Haus unterbietet diese Werte.

das-passivhaus-net4energy

Das Passivhaus

Wer ein Passivhaus baut, legt meist ganz besonderen Wert auf Energieeffizienz bei hohem Wohnkomfort. Oberste Maxime des Passivhauskonzepts ist die höchstmögliche Minimierung des Energieverbrauchs. Du sparst dadurch Heizkosten und leistet einen aktiven Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz sowie zur Nachhaltigkeit. Das Passivhauskonzept basiert auf 2 wesentlichen Säulen. Die eine ist die bestmögliche Wärmedämmung der thermischen Außenhülle. Sie umschließt alle Räume, die bei zu niedrigen Außentemperaturen beheizt werden müssen: Schlaf- und Wohnzimmer, Kinder- und Arbeitszimmer sowie Bad. Gleichermaßen gut wärmegedämmt werden müssen Kellerwände, Dachböden und Fundamente.

Die zweite Säule ist quasi Namensgeber dieses Gebäudekonzeptes, die passive Wärmenutzung. Das Passivhaus wird so geplant und gebaut, dass es mittels großer Fensterflächen auf der nach Süden ausgerichteten Seite oder auch über Glasdächer möglichst viel Sonnenwärme aufnimmt. Die kontrollierte Wohnraumbelüftung mit Wärmerückgewinnung ist ein weiterer wesentlicher Bestandteil eines Passivhauses sowie die internen Wärmegewinne durch die Abwärme von Elektrogeräten und Bewohnern. Ebenfalls von großer Bedeutung ist, dass die Temperaturen im gesamten Gebäude konstant und gleichmäßig verteilt sind. Dadurch gibt es keine kalten Bauteile wie Wände oder Fußböden, was wiederum die Behaglichkeit steigert.

Ein Passivhaus verdient dann seinen Namen, wenn es so gut wärmegedämmt ist, dass fast oder gar keine Heizung erforderlich ist. Um die benötigte Restwärme und Warmwasser bereitzustellen, genügt beispielsweise eine Wärmepumpe oder eine kleine Gastherme; idealerweise im Zusammenspiel mit einer Solarthermieanlage. Meist wird vom Passivhaus im Zusammenhang von Neubauten gesprochen. Allerdings ist der Passivhausstandard auch bei der Renovierung im Gebäudebestand möglich, die Umbauten sind jedoch sehr aufwendig und entsprechend teuer. Die Mehrkosten betragen etwa 10 bis 18 Prozent.

Wissenswertes

Hinweis: Der U-Wert (Wärmedurchgangskoeffizient) beschreibt die spezifische Wärmeleitfähigkeit eines Bauelements (z. B. Außenwand, Dach, Fenster). Je kleiner der U-Wert, desto weniger Wärmeleistung pro Quadratmeter strömt bei einem konstanten Temperaturunterschied zwischen Außen- und Innenfläche von einem Grad Celsius durch das Bauteil. Je besser die Dämmung, desto kleiner der U-Wert.

3 vom Passivhaus-Institut vorgegebene Anforderungen an ein Passivhaus

1. Ohne separates Heizsystem sowie ohne Klimaanlage ist ein behagliches Innenklima realisierbar: Der Jahresheizwärmebedarf darf dazu nach PHPP (spezielle Planungssoftware des Passivhaus Instituts Darmstadt) max. 15 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr betragen.

2. In jedem Wohnraum müssen zu jeder Jahreszeit die Kriterien der Behaglichkeit gegeben sein. Daraus resultieren folgende Bauteilqualitäten:

  • opake (undurchsichtige) Außenbauteile: U-Werte unter 0,15 W/(m²K) (Wärmedurchgangskoeffizient)
  • Fenster und andere transluzente (durchsichtige) Bauelemente: unter 0,8 W/(m²K)
  • Transluzente Flächen mit Neigungswinkeln unter 75 Grad sowie gegen die Horizontale und transluzente Flächen, die nach Westen oder Osten ausgerichtet sind (± 50 Grad), dürfen 15 Prozent der dahinterliegenden Nutzflächen nicht überschreiten. Andernfalls sind sie mit einem temporären Sonnenschutz mit einem Minderungsfaktor von mindestens 75 Prozent zu versehen. Für Fenster mit Südorientierung beträgt die Grenze nur 25 Prozent der dahinterliegenden Nutzflächen.
  • Am Luftauslass im Raum dürfen die Zulufttemperaturen nicht unter 17 Grad Celsius liegen. Für alle Räume ist eine gleichmäßige Durchströmung (Lüftungseffizienz) zu gewährleisten. Die Lufthygiene hat bei der Lüftung oberste Priorität (DIN 1946). Es ist auf eine Schallbelastung durch die Lüftungsanlage unter 25 dBa (Schalldruckpegel) zu achten.
  • In jedem Wohnraum müssen die Passivhäuser mindestens eine Außenluftöffnung besitzen, die geöffnet werden kann, um eine Durchströmung der Wohnung mit Außenluft zu ermöglichen (freie Sommerkühlung).

3. Für alle Haushaltsanwendungen (Heizung, Warmwasserbereitung und Haushaltsstrom) zusammengenommen, darf der erneuerbare Primärenergiebedarf den Wert von 60 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr nicht überschreiten.

passivhaus-planung-und-bau-net4energy

Planung und Bau eines Passivhauses

Eins vorab, ein Gebäude gemäß Passivhausstandard sollte immer ein Fachmann planen, der über die entsprechende Erfahrung verfügt. So vermeidest du Fehler, die später nicht nur die Energieeffizienz deines Hauses beeinträchtigen, sondern auch dazu führen können, dass keine Förderung gewährt wird. Gründe dafür sind beispielsweise Elemente und Materialien, die verbaut wurden, jedoch nicht gestattet sind. Aber auch bereits im Vorfeld sind zahlreiche Aspekte zu berücksichtigen. So ist leider nicht jedes Grundstück für den Bau eines Passivhauses geeignet. So solltest du darauf achten, dass die Dachflächen nicht durch große Bäume oder hohe Gebäude verschattet werden. Hier empfiehlt es sich, vorausschauend zu handeln. Informiere dich soweit möglich darüber, ob beispielsweise in Zukunft größere Gebäude geplant sind, die dein Passivhauskonzept dann negativ beeinflussen könnten. Zudem solltest du bereits in der Planungsphase entscheiden, ob du dein Passivhaus in Massivbauweise (z. B. Ziegel) oder aus fertigen Holzelementen bauen möchtest. Beide Bauweisen haben ihre Vor- und Nachteile, doch dazu später mehr.

Passivhäuser werden in der Regel kompakt gebaut, um durch eine schnörkellose Bauweise möglichst geringe Wärmeverluste durch Außenwände, Dach und Keller zu erreichen und die Lüftungswärmeverluste zu reduzieren. So hat sich im Lauf der Jahre eine eigene, ansprechende Ästhetik entwickelt. Allerdings ist heute jede architektonische Umsetzung möglich, also auch beispielsweise mit Erker oder Schrägdach. Der Ausrichtung der Fenster kommt in der Planung besondere Bedeutung zu. Auf der nach Süden ausgerichteten Seite des Hauses sollten große Fensterflächen eingebaut werden, kleinere Fenster hingegen an der Ost-, West- und Nordseite. Daraus resultiert dann auch die Anordnung der einzelnen Zimmer: Wohn-, Kinder- und Schlafzimmer sollten südorientiert, Küche, Badezimmer und Abstellkammer sollten nordorientiert geplant werden, da letztere einen geringeren Wärmebedarf haben.

Zum Konzept gehört auch, sämtliche Energieverbräuche – Heizung, Warmwasser und Stromverbrauch aller elektrischen Geräte – soweit möglich zu senken. Die kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung ist ebenso fester Bestandteil der Konzeption eines Passivhauses. Inzwischen gibt es auf dem Markt vielfältige Komponenten, die speziell für die Anforderungen des Passivhausstandards ausgelegt und zertifiziert sind: Fenster, Türen, Schiebetüren und Schiebefenster, Lichtkuppeln oder Balkonsysteme. Wenn du dir den Planungsaufwand ersparen möchtest, kannst du auch auf ein großes Angebot an Fertighäusern im Passivhausstandard zurückgreifen. Doch dazu später mehr.

Dämmung

Wichtigster Bestandteil eines Passivhauses ist die Dämmung. Das Haus muss vom Keller bis zum Dach bestens verpackt sein. Das gilt auch für Türen, Fenster, Balkonanschlüsse, Kabelschächte oder Durchbrüche für beispielsweise Wasserrohre oder die Lüftung. Hier darf keine Wärme nach außen verloren gehen. Weil keine konventionelle Heizung benötigt wird, werden Passivhäuser oft ohne Keller gebaut. Hier ist dann darauf zu achten, dass die Bodenplatte entsprechend gut gedämmt ist. Um das Dämmmaterial unterbringen zu können, ist in der Regel ein zweischaliges Mauerwerk erforderlich. Dieses besteht z. B. aus Kalksandstein oder Porenbeton.

Grundsätzlich können alle auf dem Markt erhältlichen Dämmstoffe verwendet werden. Vorausgesetzt, sie verfügen über den erforderlichen Dämmwert. Die Dicke des Dämmmaterials hängt von den Produkteigenschaften ab und variiert teilweise sehr: zwischen 25 und 40 Zentimetern. Doch Vorsicht! Dämmstoff ist nicht gleich Dämmstoff. Bevorzugt werden der Kunststoff Polystyrol (EPS-Dämmplatten), Glas- oder Steinwolle verwendet. Wenn du Wert auf eine gute Ökobilanz legst, dann kommen für dich sicherlich Materialien auf Basis von Öl nicht infrage. Die Ökobillanz konventioneller Dämmstoffe ist häufig schlechter als die Dämmung aus nachwachsenden Rohstoffen. Dafür ist sie um einiges günstiger. Die Herstellung konventioneller Dämmstoffe ist zudem energie- und rohstoffintensiv. Manche sind außerdem nicht recyclebar.

Dreifach verglaste Fenster halten die Wärme im Haus

Gerade an Fenstern entstehen oft Wärmebrücken. Diese würden natürlich das Gesamtkonzept über den Haufen werfen. Aus diesem Grund werden in Passivhäusern dreifach verglaste Fenster eingesetzt. Diese sind mit einem speziellen Edelgas befüllt. Außerdem ist der Rahmen gedämmt. Dadurch ist der Wärmeverlust eher marginal.
Passivhausfenster wandeln die kurzwellige Sonnenstrahlung während ihres Weges durch die Verglasung in langwellige Strahlung um. Weil langwellige Strahlung die Glasscheiben nicht durchdringen kann, verbleibt sie im Haus. Oberflächen wie Fußboden oder Möbel im Zimmer absorbieren und reflektieren diese. Aber mehr noch, sie wandeln die langwellige Strahlung in Wärme um. So wird der Raum indirekt aufgeheizt.

Lüftungsanlage

Weil ein richtig gedämmtes Passivhaus luftdicht verpackt ist, kann das Stoßlüften durch Öffnen der Fenster, um Frischluft einzulassen, hier nicht praktiziert werden. Denn die kalte Außenluft würde die warme Raumluft nach draußen drängen und so innen zu hohen Wärmeverlusten führen. Um aber für die Bewohner stets ausreichend frische und saubere Luft zu garantieren, benötigen Passivhäuser immer eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Würde man darauf verzichten, gefährdeten Schadstoffe, Kohlendioxid und Keime in der Raumluft die Gesundheit der Bewohner. Lüftungsanlagen saugen Frischluft von draußen an und führen die verbrauchte Raumluft nach außen ab. Über einen Wärmetauscher wird die Wärme der ausströmenden Innenluft an die einströmende Frischluft übertragen. Auf diese Weise sind die Wärmeverluste relativ gering. Die Lüftungsanlage im Passivhaus sollte zudem Gerüche und Feuchtigkeit abtransportieren sowie leise und ohne Zugluft zu verursachen arbeiten. Ob das Haus auch wirklich dicht ist, muss über einen Blower-Door-Test überprüft werden. Dieser ist auch für alle Neubauten mit installierter Lüftungsanlage Pflicht. Wenn du KfW-Fördermittel in Anspruch nehmen möchtest, ist der Blower-Door-Test ebenfalls zwingend vorgeschrieben.

Der Blower-Door-Test ist ein Differenzdruckverfahren zur zuverlässigen Messung der Luftdichtheit eines Gebäudes. Wenngleich nach Energie-Gebäudeenergiegesetz (GEG) die Luftdichtheitsmessung erst nach Fertigstellung des Gebäudes durchzuführen ist, ist eine erste Messung bereits vor Beginn der Innenausbauten sinnvoll. Denn dann ist die luftdichte Hülle noch gut zu sehen und Leckagen lassen sich mit geringem Aufwand und somit niedrigeren Kosten beseitigen. Für den Test wird in eine Öffnung der Gebäudeaußenhülle - Eingangstür oder Fenster – ein Ventilator eingesetzt. Mit diesem wird erst ein Überdruck erzeugt. In einem zweiten Schritt wird ein Unterdruck aufgebaut. Aufgrund der Luftmenge, die dabei eingeblasen bzw. abgesaugt wird, kann die mittlere Luftwechselrate (n50-Wert, angegeben als h-1) berechnet werden. Ist diese zu hoch, gibt es im Haus Undichtigkeiten und Leckagen, die gefunden und beseitigt werden müssen. Am anfälligsten für Leckagen oder Undichtigkeiten sind Fensterbänke, Anschlüsse zum Boden – beispielsweise Türen und bodentiefe Fenster-, Steckdosen oder Rohr- und Leitungsdurchführungen. Bei einem Passivhaus beträgt der maximal zulässige n50-Wert 0,6 h-1.

Anhand der durch das Blower-Door-Testverfahren festgestellten Luftwechselrate kann festgestellt werden, wie oft innerhalb einer Stunde das Luftvolumen des Hauses ausgetauscht wird. Die festgelegten Grenzwerte betragen bei

  • Häusern ohne Lüftungsanlage 3,0 (= 3x pro Stunde),
  • Häusern mit Lüftungsanlage 1,5 und
  • Passivhäusern 0,6.

Für ein typisches Einfamilienhaus mit 150 Quadratmetern Wohnfläche musst du für den Test zur Lokalisierung von Undichtigkeiten um die 300 Euro bezahlen. Ausführlicher sind Messprotokolle von Energieberatern. Diese erstellen auch eine Fotodokumentation. Zudem erhältst du ein Prüf-Zertifikat. Das Ganze kostet dich dann bis zu 500 Euro. Wenn du dein Bauvorhaben vom Staat fördern lässt, kannst du über das KfW-Programms 431 – Baubegleitung durch einen Energieberater – bis zu 50 Prozent der Kosten, maximal 4.000 Euro, als Zuschuss erhalten. Beachte hierbei, dass du einen Antrag dafür noch bis zum 30. Juni 2021 stellen kannst. Ab dem 1. Juli 2021 greift dann bei der KfW die neue Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG).

Heizung und Warmwasser

Im Winter ist die Wärmeversorgung ausschließlich über die Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung in der Regel nicht ausreichend. Die gängigste Lösung dieses Problems ist eine Kombination aus Lüftungsanlage und kleiner Luft-Luft-Wärmepumpe. Weil in diesem Fall ausschließlich Luft als Wärmeträgermedium eingesetzt wird, sind im Haus keine zusätzlichen Rohre notwendig. Solche Wärmepumpen-Kompaktgeräte übernehmen Lüftung, Heizung und Warmwasserbereitung. Selbst das Kühlen der Räume im Sommer ist mit der Wärmepumpe möglich. Oft ist noch eine Elektrozusatzheizung integriert, um auch an den wenigen kalten Wintertagen im Jahr warme Räume zu gewährleisten. Ist ein Gasanschluss vorhanden, kann auch ein kleine Gasbrennwerttherme eingebaut werden. Für die Trinkwassererwärmung bietet sich unterstützend natürlich eine Solarthermieanlage an. Ein Pufferspeicher nimmt die Wärme der verschiedenen Wärmelieferanten auf. Bei Bedarf kann sie dann über Heizkreise oder die Lüftungsanlage an die Räume abgegeben werden.

Eine Warmwasser-Wärmepumpe eignet sich ebenfalls sehr gut für den Einsatz im Passivhaus. Sie wurde speziell zum Erwärmen von Trinkwasser entwickelt. Die erforderliche Energie bezieht sie kostenlos aus der Raum- oder aus der Außenluft. Besonders effizient ist es, eine Warmwasser-Wärmepumpe mit der Abluftanlage zu kombinieren. Die hohen Temperaturen sorgen für einen niedrigen Temperaturhub (Temperaturdifferenz zwischen Wärmequelle und Vorlauftemperatur des Heizwassers) und somit für einem geringeren Strombedarf. In der Warmwasser-Wärmepumpe ist ein Speicher integriert. Wobei das Trinkwasser nicht auf einmal erwärmt wird, sondern nach und nach. Die Ausführungen für den Warmwasserbedarf eines 4-Personen-Haushalts in einem Einfamilienhaus sind mit einem integrierten Brauchwasserspeicher von 200 Litern bis 300 Litern ausgestattet. Um auch einen temporär höheren Warmwasserbedarf abdecken zu können, verfügt das Gerät zum Aufheizen über einen elektrischen Heizstab, der auch genutzt werden kann, um das Wasser einmal die Woche auf Temperaturen von 60 Grad Celsius zu bringen, um so vor Legionellenbildung zu schützen.

Selbstverständlich kommt auch hier der Dämmung eine bedeutende Rolle zu. So müssen die Wärmeverluste, die bei der Warmwasserbereitung, der Speicherung und Verteilung normalerweise entstehen, durch eine gute und vollständige Wärmedämmung der Warmwasser- und Zirkulationsleitungen auf ein Minimum reduziert werden.

Heizungsalternativen

Wenn du in deinem Passivhaus kein Kompaktgerät zur Deckung der Heizwärme einbauen möchtest, kannst du selbstverständlich auch auf konventionelle Heizsysteme zurückgreifen. Grundsätzlich sind alle Wärmerzeuger dazu geeignet: Gas-Brennwertheizung, Wärmepumpen mit den Wärmequellen Erdreich, Grundwasser und Luft sowie Pelletheizungen. Bedingt durch die niedrige Heizlast in einem Passivhaus kann der zusätzliche Wärmeerzeuger hinsichtlich der Heizleistung sehr klein ausfallen. Um sicherzustellen, dass die Heizung dann auch zum Passivhausstandard passt, ist eine detaillierte Heizlastberechnung Grundvoraussetzung. Weil das Passivhauskonzept entworfen wurde, um das komfortable Wohnen ohne Ausstoß von CO2 und anderen klimaschädlichen Emissionen zu ermöglichen, stellt sich zumindest bei Gas die Frage, inwieweit der Einsatz hier sinnvoll ist. Biomasseheizungen wie Holzpellets heizen zwar CO2-neutral, allerdings wird zur Brennstofflagerung ein eigener Raum benötigt. So geht Platz verloren, der als Wohnraum genutzt werden könnte.

Alternativen zum Kompaktgerät und zur Deckung des geringen und nur gelegentlich erforderlichen Heizwärmebedarfs wären beispielsweise Pellet-Einzelöfen. Auch transportable mit Flüssiggas aus Flaschen betriebene katalytische Gasöfen sind denkbar. Da diese mobilen Kompaktgeräte jedoch kein entsprechendes Abgassystem besitzen, ist darauf zu achten, dass der jeweilige Aufstellraum über eine ausreichende Be- und Entlüftung verfügt. Zudem solltest du bei Einsatz solcher Heizgeräte das Überhitzen der Räume vermeiden.

passivhaus-varianten-net4energy

Welche Passivhaus-Varianten gibt es?

Passivhäuser gibt es in Massiv- und in Leichtbauweise. Selbstverständlich sind auch Mischbauweisen möglich. Bei der Massivbauweise werden Materialien wie Beton oder Stein verbaut. Für die Außenwände werden meist Mauerziegel verwendet, weil diese sehr wärmedämmend und energieeffizient sind. Es werden auch Hochlochziegel angeboten, die im Gegensatz zu verfüllten Mauersteinen ohne zusätzliche Dämmung oder Füllung auskommen und den Passivhausstandard gewährleisten. Bei dieser Bauweise ist es relativ einfach, eine luftdichte Gebäudehülle zu erreichen. Zudem sind Baumaterialien wie Ziegel, Kalksandstein oder Beton stabiler und belastbarer als Holz. Auch in puncto Schallschutz sind Massivhäuser besser. Hinsichtlich Baukosten, Arbeits- und Zeitaufwand sowie Nachhaltigkeit sind sie jedoch klar unterlegen.

Für die Leichtbauweise wird üblicherweise Holz verwendet: Holzrahmen- oder Holztafelhäuser. Steht die tragende Holzkonstruktion, füllt man die Zwischenräume mit Dämmstoffen. Die Verkleidung besteht aus Holzwerkstoffen oder Gipskarton.

Aufgrund seines geringeren Gewichtes belastet ein Holzhaus das Fundament wesentlich weniger als ein Massivhaus. Auch die Anforderungen an die Tragfähigkeit des Bodens fallen günstiger aus. Mit Holz entscheidest du dich für einen nachwachsenden und natürlichen Baustoff. Außerdem wird während des Baus wesentlich weniger Energie eingesetzt. Somit ist die Ökobilanz besser als bei der Massivhausbauweise. Ein weiterer Vorteil von Holz als Baumaterial ist, dass kaum Wärmebrücken entstehen. Die Energieeffizienz lässt sich durch zusätzliche Dämmschichten an den Innen- und Außenwänden nochmals steigern. Durch diese Maßnahme lässt sich bei ähnlicher Wanddicke im Vergleich zum Massivhaus der Wärmebedarf stärker senken. Bekanntlich "arbeitet" Holz,das heißt, dass es gerade bei einem Temperaturwechsel dazu neigt, sich auszudehnen oder zusammenzuziehen. Dadurch kann es zu Luftundichtigkeiten in der Gebäudehülle kommen. Weil der Schallschutz von Holz niedriger ist als bei Ziegeln oder anderen festen Baustoffen, ist außen eine zusätzliche Dämmschicht erforderlich.

Außenwände aus Holz, die dem Wetter ausgesetzt sind, müssen in regelmäßigen Abständen neu lasiert oder mit einem entsprechenden Witterungsschutz versehen werden. Ein großer Vorteil der Holzbauweise ist die kurze Bauzeit, die aus dem Einsatz vorgefertigter Bauteile resultiert. Die für massive Neubauten übliche Trockenphase entfällt.

Laut einer Studie, die das ILS NRW (Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung) vor einigen Jahren veröffentlicht hat, kosten Passivhäuser aus Holz etwa 30 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche mehr als Passivhäuser in Massivbauweise.

passivhaus-werde-aktiv-net4energy

Werde aktiv und baue dein eigenes Passivhaus

Ein Passivhaus kostet mehr als ein konventionell gebautes, das man vielleicht sogar gemeinsam mit Freunden und Verwandten selbst bauen kann. Die Mehrkosten entstehen, weil es ratsam ist, Planung und Ausführung in die Hände eines Fachmanns zu geben und aufgrund der verwendeten Materialien und Systeme, denn diese müssen hochwertig, möglichst nachhaltig und langlebig sein. Dafür sparst du dann bei den Betriebskosten, denn diese sind wesentlich geringer.

Schritt für Schritt zum Passivhaus

  • Solltest du noch kein Grundstück haben, achte beim Kauf darauf, dass es möglichst viel Sonne abbekommt.
  • Prüfe, ob aktuell oder in Zukunft hohe Gebäude oder Bäume große Schatten auf dein Haus werfen.
  • Beziehe von Anfang an einen Energieberater in die Planung und Umsetzung ein.
  • Entscheide dich für den höchstmöglichen Effizienzstandard.
  • Achte auf eine kompakte Gebäudegestaltung: Erker, Dachgauben oder Wandvorsprünge sollten tabu sein, den je kleiner die Außenfläche, desto geringer die Energieverluste.
  • Spare nicht bei der Dämmung. Hier bringt mehr auch mehr. 25 bis 30 Zentimeter Dicke bei Wänden und 45 Zentimeter beim Dach sind gute Richtwerte.
  • Dreifach-Verglasung bei den Fenstern ist ein Muss.
  • Nutze Solarenergie passiv. Plane dafür großflächige Südfenster für die passive Nutzung der Solarenergie ein.
  • Lass das Gebäude durch das Blower-Door-Messverfahren auf Luftdichtheit prüfen. Wir empfehlen dies vor dem Innenausbau und nach Fertigstellung.
  • Eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ist Pflicht. Überlege, ob du nicht gleich ein Wärmepumpen-Kompaktgerät für Lüftung, Heizung und Warmwasserbereitung einbauen lässt.
  • Verzichte auf eine Klimaanlage. Nutze stattdessen einen Sonnenschutz und plane dafür einen passenden Dachüberstand und außenliegende Rollläden ein.
  • Nutze so viel erneuerbare Energien wie möglich: Solarwärme- und Solarstromanlage, Wärmepumpe.
passivhaus-kosten-net4energy

Was kostet ein Passivhaus?

Da jedes Haus individuell zu betrachten ist, fällt es schwer, ganz konkrete Zahlen zu nennen. Es gibt jedoch Richtwerte. Die meisten Schätzungen gehen von bis zu 15 Prozent höheren Kosten aus. Man findet jedoch auch Angaben, die von bis zu 25 Prozent ausgehen. Wenn beispielsweise ein nach aktuellem GEG gebautes Einfamilienhaus 200.000 Euro kostet, müsstest du für das im Passivhausstandard errichtete Haus etwa 230.000 Euro bezahlen. Grundsätzlich ist bei den im Internet genannten Baukosten zu berücksichtigen, dass sie nicht immer aktuell sind und die Baupreise in den vergangenen Jahren erheblich gestiegen sind. So sind die Baukosten für konventionelle Wohngebäude allein in den vergangenen fünf Jahren (Stand Juni 2020) um 18,9 Prozent gestiegen.

Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, sind die Neubaupreise konventionell gefertigter Wohngebäude im November 2020 um 0,1 Prozent gegenüber November 2019 gesunken. Das ist vor allem auf die für die Zeit vom 1. Juli bis zum 31. Dezember 2020 geltende Mehrwertsteuersenkung zurückzuführen. Verglichen mit dem Monat August 2020 sind die Baupreise im November 2020 allerdings wieder um 0,4 Prozent gestiegen.

Soll ein Altbau im Rahmen einer Modernisierung in ein Passivhaus umgebaut werden, ist es noch schwieriger, Kostenangaben zu machen, da diese von den individuellen baulichen Gegebenheiten vor Ort und dem entsprechenden Aufwand abhängen. Bei einem ungedämmten Einfamilienhaus aus dem Jahr 1960 mit 175 Quadratmetern Wohnfläche beispielsweise können durchaus Kosten von rund 62.000 Euro entstehen. Dies wären etwa 44 Prozent mehr, als eine Modernisierung nach GEG kosten würde.

Förderung von Passivhäusern

Oft lassen sich Bauherren oder Modernisierer von den Mehrkosten abschrecken. Doch das ist unnötig. Bund und Länder fördern das energieeffiziente Bauen mit Zuschüssen und günstigen Krediten. Diese sind in der Regel ausreichend, um einen Teil der Mehrkosten aufzufangen.

KfW Programm 153 – Energieeffizient Bauen

Wenn dein Haus den Standard eines KfW-Effizienzhauses oder eines vergleichbaren Passivhauses erreicht, kannst du dieses Kreditprogramm der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) in Anspruch nehmen. Ein Passivhaus lässt sich in etwa dem KfW-40-Hausstandard zuordnen. Gefördert werden bei Neubauten die Bau- und Baunebenkosten (ohne die Kosten für das Grundstück), die Kosten für Beratung, Planung und Baubegleitung. Den Förderkredit gibt es ab 0,75 Prozent Sollzins pro Jahr. Für das KfW-Effizienzhaus 40 beträgt der Tilgungszuschuss 20 Prozent von maximal 120.000 Euro Kreditbetrag bzw. bis zu 24.000 Euro je Wohneinheit. Ab 1. Juli 2021 kannst du die neuen Förderkredite und Zuschüsse der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) beantragen. Hinsichtlich der hier genannten Konditionen wird sich allerdings nichts ändern.

KfW Programm 151, 152 – Energieeffizient Sanieren

Auch für die Sanierung von Bestandsgebäuden zum Passivhaus gibt es Geld von der KfW. Dazu kannst du das Programm „Energieeffizient Sanieren" beanspruchen. Den Förderkredit gibt es ebenfalls ab 0,75 Prozent. Es ist ein Tilgungszuschuss bis zu 48.000 Euro möglich. Bis zu 120.000 Euro für die Sanierung (KfW-Effizienzhaus) oder 50.000 Euro für Einzelmaßnahmen werden angeboten.

Als Alternative bietet die KfW noch den Energieeffizient Sanieren – Investitionszuschuss an. Hier gibt es für die Sanierung zum KfW-Effizienzhausbis zu 48.000 Euro. Wenn du ein saniertes Haus kaufst, kannst du diese Förderung ebenfalls wahrnehmen. Auch hier ersetzt die neue Bundesförderung für effiziente Gebäude die bisherige Förderung. Sie startet bei der KfW ebenfalls im Juli 2021. Beachte die ab dann gültigen Konditionen und Förderbedingungen.

Wissenswertes

Hinweis: Um Geld zu erhalten, muss bei den genannten Förderprogrammen immer ein Energieexperte als Baubegleiter hinzugezogen werden. Dieser stellt sicher, dass durch die Bauausführung auch die gesteckten Ziele erreicht werden. Die KfW übernimmt 50 Prozent der Kosten (bis zu 4.000 Euro). Es dürfen dann allerdings nur Experten beauftragt werden, die bei der Deutschen Energie-Agentur (dena) als zugelassene Sachverständige für Förderprogramme des Bundes gelistet sind. Den passenden Link mit Suchfunktion für Experten ganz in deiner Nähe findest du online in den jeweiligen Förderprogrammen unter Konditionen.

Tipp: Auch einige Bundesländer fördern, wenn nicht immer explizit das Passivhaus, so oftmals zumindest einzelne Sanierungsmaßnahmen wie Dämmung oder Fensteraustausch. Über den FördermittelCheck kannst du schnell die passenden Förderprogramme der Kommune, des Landes und des Bundes finden. Ebenfalls sehr hilfreich ist der Sanierungsrechner. Mithilfe des Rechners kannst du grob abschätzen, von welchen Kosten du ausgehen musst.

passivhaus-fertighaus-net4energy

Das Passivhaus als Fertighaus: Lohnt sich das?

Ja! Moderne Fertighäuser stehen hinsichtlich ihrer Qualität gegenüber Häusern in Massivbauweise in nichts nach. Das betrifft natürlich auch die Wärme- und Feuchtigkeitsdämmung. Die Integration eines Lüftungssystems wird ebenfalls sehr gut umgesetzt. Der Einsatz von Photovoltaik, Solarthermie und Wärmepumpe ist heute Standard. Da die bereits im Werk vorgefertigten Bauteile erst auf der Baustelle zusammengesetzt werden, ist es sogar einfacher, die geforderte Wärmedämmung und Luftdichtigkeit umzusetzen. Vorteil des Fertighauses ist, dass es bereits nach wenigen Tagen bezugsfertig ist.

Zudem ist das Passivhaus als Fertighaus ein gutes Stück günstiger als ein Massivhaus. Somit lassen sich die Mehrkosten, die der Bau eines Passivhauses zwangsläufig mit sich bringt, etwas abmildern. Alle namhaften Fertighaushersteller haben ein vielfältiges Sortiment an Passivhäusern im Angebot oder bieten zusätzlich an, die Standardversion als solche umzusetzen. Neben den schlüsselfertigen Passivhäusern gibt es meist auch jeweils eine Ausbauvariante. Hier kannst du dann durch Eigenleistung ordentlich Geld sparen. Genaue Kostenangaben sind wie immer schwierig. Aber es gibt bereits kleine energieeffiziente Fertighäuser mit nur einem Geschoss und unter 100 Quadratmetern Wohnfläche ab rund 140.000 Euro. Nach oben sind keine Grenzen gesetzt. Generell lässt sich sagen, dass die meisten Fertighausanbieter eigentlich alle KfW-Effizienzklassen anbieten. Es lohnt sich daher, im Internet auf den Seiten der Anbieter nachzuschauen, um dann ein unverbindliches Angebot einzuholen.

passivhaus-mehrfamilienhaus-net4energy

Mehrfamilienhäuser im Passivhausstandard

Das gibt es natürlich auch. Allerdings wurden noch nicht allzu viele Projekte umgesetzt. Obwohl grundsätzlich nichts dagegen spricht, sind hier Erfahrung und Kreativität von Architekten und Fachplanern ganz besonders gefordert. In Nordrhein-Westfalen wurde im Juni 2008 mit der Sanierung eines Mehrfamilienhauses mit 20 Wohnungen und einer Wohnfläche von 1.950 Quadratmetern begonnen, die im Juni 2009 abgeschlossen war. Es sollen so gut wie keine Kosten für Heizung und Warmwasser entstehen. Neben einer 30 Zentimeter dicken Dämmung der Außenfassade und dem Einbau dreifach verglaster Fenster wurden unter anderem eine Solarthermieanlage mit 60 Quadratmetern Fläche kombiniert mit einer Sole-Wasser-Wärmepumpe und Erdreichregeneration, eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 20 Kilowatt Peak sowie dezentrale Lüftungsanlagen mit 90-prozentiger Wärmerückgewinnung verbaut. Die Wärmepumpe dient zudem im Sommer zur Kühlung der Räume. Die Baukosten betrugen 1.417 Euro pro Quadratmeter, also rund 2,8 Millionen Euro.

Vorteile eines Passivhaus im Überblick

  • nahezu keine Heizkosten
  • sehr niedrige Betriebskosten
  • 4.000 Kilogramm weniger CO2-Ausstoß pro Jahr
  • sehr große Unabhängigkeit von Energiepreiserhöhungen
  • längere Haltbarkeit der Bauteile durch Schutz vor Feuchtigkeit und Schimmel
  • gefilterte Frischluft; gut für Allergiker
  • verbesserter Schallschutz
  • wartungsarme und kaum störungsanfällige Technik
  • keine kalten Wände, keine Zugluft
  • helle Räume
  • ganzjährig gleichbleibende Raumtemperaturen von etwa 20 bis 22 Grad Celsius in allen Wohnräumen

Nachteile eines Passivhaus im Überblick

  • vergleichsweise höhere Investitionskosten
  • aufwendige Regulierung der Warmluftströme für einzelne Räume
  • im Winter niedrige relative Luftfeuchte
  • regelmäßige Wartung der Lüftungsanlage und Lüftungskanäle zwingend erforderlich
passivhaus-energieeffizienz-net4energy

Energieeffizienz von Passivhäusern

Eine Studie des Passivhaus Instituts Darmstadt unter Mitwirkung des Instituts für Konstruktion und Materialwissenschaften der Universität Innsbruck kam 2015 zu dem Schluss, dass Passivhäuser gegenüber Altbauten etwa 90 Prozent und im Vergleich zu gemäß gesetzlicher Vorschriften gebauter Neubauten nachweis- und reproduzierbar im Schnitt 80 Prozent weniger Heizenergie benötigen. Dies belegten die Messergebnisse der über 1.800 Wohnungen im Passivhaus-Neubau sowie der rund 170 Wohnungen in mit Passivhaus-Komponenten sanierten Häusern.

Entsprechend hoch ist damit auch das Einsparungspotenzial an CO2 und anderen umwelt- und klimaschädlichen Emissionen. Ein Passivhaus produziert bis zu 4.000 Kilogramm CO2-Ausstoß pro Jahr weniger als konventionelle Häuser. Aufgrund des niedrigen Wärmebedarfs sinkt auch der Einsatz fossiler Brennstoffe um 90 bzw. 80 Prozent. Wenngleich Passivhäuser zweifelsfrei energieeffizient und auch aus wirtschaftlicher Sicht durchaus empfehlenswert sind, sollte beim Einsatz der gewählten Baustoffe darauf geachtet werden, dass es sich dabei möglichst um nachwachsende Rohstoffe handelt, die zudem schadstoffgeprüft und recyclebar sind. Eine emissionsarme Fertigung dieser Baustoffe wäre ideal. Gerade bei den Dämmstoffen wird gerne auf Materialien aus Kunststoff zurückgegriffen, weil diese sehr günstig sind.

Geringer Stromverbrauch ist ein Muss

Aber nicht nur der extrem niedrige Heizenergiebedarf ist von Bedeutung. Auch der Stromverbrauch der Elektrogeräte und Leuchtmittel, die im Passivhaus verwendet werden, müssen bei der Energiebilanz Berücksichtigung finden. In Passivhäusern sind daher energieeffiziente LED-Lampen eigentlich Pflicht sowie hocheffiziente Elektrogeräte. Ob Waschmaschine, Wäschetrockner, Geschirrspüler, Kühl- und Gefrierschrank oder Fernseher: Sie sollten daher alle möglichst über eine gute Kennzeichnung entsprechend dem neuen EU-Energielabel vom März 2021 verfügen. Energieeffiziente Kommunikationstechnik sollte auch selbstverständlich sein. Dadurch wird der Stromverbrauch niedrig gehalten und der für den Passivhaus-Standard erforderliche Primärenergiebedarf von unter 120 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr gewährleistet. Natürlich kann man in der Regel nicht alle Geräte auf einmal austauschen. Steht aber ein Neukauf an, sollte die Energieeffizienz ein kaufentscheidendes Kriterium sein. Um den Stromverbrauch möglichst niedrig zu halten, sollte ebenfalls nur sehr effiziente Gebäudetechnik – Ventilatoren, Pumpen, Steuerung – verbaut werden.

passivhaus-lebensdauer-net4energy

Wie steht es um die Lebensdauer eines Passivhauses?

Grundsätzlich gilt, dass Häuser, die mit hochwertigen Materialien und Komponenten gebaut wurden, deren Technik regelmäßig gewartet wurde und bei denen auch nicht mit der sachgemäßen Pflege der Außen- und Innenbauteile gespart wurde, eine relativ hohe Lebenserwartung haben. Je nachdem, wie sie gebaut wurden, liegt die Lebensdauer von Massivhäusern zwischen 100 und 120 Jahren, die von Fertighäusern bei etwa 90 Jahren. Dies sind natürlich nur Richtwerte. Passivhäuser werden erst seit rund 30 Jahren gebaut. Es gibt somit auch keine Vergleichswerte. Aufgrund der technischen Ausstattung, insbesondere der Lüftungsanlage, die die Schimmelbildung verhindert, schützt sie die Bausubstanz. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Lebensdauer von Passivhäusern größer ist als die von konventionell gebauten Häusern, ist somit relativ hoch.

Wann muss renoviert werden?

Auch ein Passivhaus ist Wind und Wetter ausgesetzt und muss entsprechend wie jedes andere Haus in bestimmten zeitlichen Abständen an der einen oder anderen Stelle renoviert werden.

Fassade

Hier sollte etwa nach 20 Jahren etwas getan werden. Häuser aus Holz hingegen benötigen schon oft nach nur wenigen Jahren einen neuen Anstrich.

Fenster und Türen

Nach 40 Jahren dürfte ein Austausch oder eine Renovierung anstehen.

Dach

Je nach Bauweise und Belastung sollte ein Dach spätestens nach 50 Jahren saniert werden. Es sollte jedoch einmal im Jahr auf Dichtheit geprüft werden.

Wärmeverbundsysteme

Laut einer Langzeituntersuchung durch das Fraunhofer-Institut für Bauphysik (Fraunhofer IBP) hält die Fassadendämmung 40 bis 60 Jahre.

passivhaus-vorschriften-net4energy

Gibt es gesetzliche Vorschriften zu beachten?

Eigentlich nicht, denn der Begriff Passivhaus ist nicht geschützt. Allerdings wird weltweit nach den Vorgaben des Passivhaus Instituts (PHI) gebaut und diese sind überall auch als Passivhausstandard akzeptiert. Relevant sind diese Standards spätestens dann für dich, wenn du eine Förderung beantragst. Erfüllt sie dein Haus nicht, gibt es auch kein Geld. Eine prüfende Instanz für die Einhaltung der Normen gibt es jedoch nicht. Trotzdem sind natürlich baurechtliche Vorschriften, Baurichtlinien und Baubestimmungen zu beachten. Bei der Konstruktion des neuen Hauses ist die jeweils gültige Landesbauordnung zu berücksichtigen. In der Bauordnung des Bundeslandes, in dem du wohnst, steht beispielsweise, wie dein Haus korrekt auszuführen ist, damit mögliche Gefahren oder Verunstaltungen des Stadtbildes vermieden werden. Unabhängig davon, ob alle Vorgaben der baurechtlichen Vorschriften und Bestimmungen erfüllt werden, brauchst du in der Regel noch eine Baugenehmigung. Diese bekommst du von der zuständigen Bauaufsichtsbehörde oder dem Bauamt. Ist die Baugenehmigung erteilt, steht dem Bau deines Passivhauses nichts mehr im Wege.

passivhaus-zukunft-net4energy

Was bringt die Zukunft?

Eigentlich kann man von einem modernen und nachhaltigen Bau- und Wohnkonzept kaum mehr erwarten. Wenn du dich für den Passivhausstandard entscheidest, tust du sehr viel für den Klimaschutz. Schließlich geht der Ausstoß schädlicher Emissionen gegen null. Außerdem sorgst du mit dafür, dass Ressourcen wie Öl und Gas nicht unwiederbringlich verbrannt werden, sondern einer besseren Nutzung zur Verfügung stehen; beispielsweise zur Produktion von Medikamenten. Ferner erlebst du eine neue Art des Wohnens und der Behaglichkeit. Das ist gut für dein inneres Klima und das deiner Familie. Aber mehr noch, auch unter bauästhetischen Aspekten setzt du ein Zeichen und kannst dich vom Einfamilienhauseinerlei absetzen. Denn entscheidest du dich beispielsweise für große Fensterflächen, die bis zum Boden gehen, wird dein Haus zum echten Hingucker.

Eigentlich ist es erstaunlich, dass trotz der vielen Vorteile aktuell so wenige Passivhäuser errichtet werden. Berücksichtigt man, dass in Deutschland 2019 gerade einmal 94 Passivhäuser gebaut wurden, ist zu vermuten, dass der heutige Stand der Technik noch für längere Zeit Bestand haben wird. Allerdings kommen alle Verbesserungen in der Gebäudetechnik – Effizienz Lüftungsanlagen, Wärmepumpe, Photovoltaikanlagen etc. – auch dem Passivhausstandard zugute. Gleiches gilt für Fenster und Dämmmaterialien.

Schön, dass du diesen Guide gelesen hast. Wir hoffen, du hast viel Neues erfahren und wir konnten dir den Passivhausstandard näherbringen. Gerne kannst du dieses E-Book online mit Freunden und Bekannten teilen, die sich auch für intelligentes, zeitgemäßes Wohnen und Klimaschutz interessieren.

Inhaltsverzeichnis
Du hast keine Zeit, alles zu lesen?

Energiewende Newsletter

  • Entdecke die Kapitel
  • Pfeil
  • Pfeil