
Klimafreundlich fahren mit dem Erdgasauto
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25.07.2022
Veröffentlichung
25.07.2022
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Der Klimawandel ist allgegenwärtig. Überall wird von einem Umdenken, dem Klimaschutz und der unabdingbaren Energiewende gesprochen. In den letzten Jahren wurden immer mehr Möglichkeiten im Bereich Mobilität vorgestellt, um die Umwelt zu entlasten. Neben einem Elektroauto und einem Hybridauto kann das Erdgasauto eine interessante Alternative gegenüber einem Benzin- oder Dieselbetriebenen Auto sein. Bis zum 01.01.2021 wurden die Deutschland insgesamt über 100.807 Erdgasfahrzeuge in Deutschland zugelassen - und immer mehr Menschen möchten so ihren Beitrag zur Energiewende leisten.
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Warum Erdgas statt Benzin oder Diesel?
Erdgas gilt als die saubere Motor-Alternative zu Benzin und Diesel. Bei der Verbrennung von Erdgas entsteht im Schnitt 25 % weniger CO2 im Vergleich zu Benzin. Außerdem werden keine Stickoxide und Feinstaubpartikel ausgestoßen. Aufgrund dieser Faktoren kann mit einem Erdgasantrieb eine bessere Umweltbilanz im Gegensatz zu anderen Verbrennungsmotoren erzielt werden.

Wie funktioniert das Erdgasauto?
Die geringe Zahl an Erdgasautos auf deutschen Straßen liegt wahrscheinlich an der Unwissenheit über die Technologie. Wir erklären dir, wie das Erdgasauto funktioniert.
Der Energielieferant: CNG
Die Abkürzung "CNG" steht für "Compressed Natural Gas". Dies ist ein komprimiertes Erdgas, das zu einem Großteil aus Methan besteht. Es wird bei einem Betriebsdruck von rund 200 bar gasförmig in den Autotanks gespeichert. Man unterscheidet zwischen zwei Arten von CNG:
L-Gas (Low Caloric) - Methangehalt von 80,1 - 87 Vol. %
H-Gas (High Caloric) - Methangehalt von 87 - 98,9 Vol. %
Mit H-Gas betriebene Fahrzeuge haben durch den höheren Methangehalt eine größere Reichweite und weniger Verbrauch. CNG wird in Kilogramm angegeben und getankt. Dabei entspricht 1 kg CNG der Menge von 1,3 L Diesel oder 1,5 L Benzin. Der Grund dafür ist, dass Erdgas über den Energiegehalt, also kWh, definiert wird.
Motor & Antrieb
Ein herkömmlicher Verbrennungsmotor ist das Kernstück eines Erdgas-Fahrzeuges. Statt mit einem Benzin-Luft-Gemisch wird der Motor jedoch mit einem Gas-Luft-Gemisch angetrieben. Ansonsten gleicht die Technologie der eines gängigen Ottomotors.
Da das Erdgas sehr stark komprimiert und bei einem hohen Druck befördert werden muss, ist das Speichern für die Fahrt aufwendiger als bei Benzin und Diesel. Aus diesem Grund besteht der Tank aus Hochdruckbehältern. Sie sind meist im oder unter dem Kofferraum verbaut und umfassen ein Volumen von circa 20 - 30 kg Erdgas. Bedauerlicherweise leidet häufig die Größe des Kofferraumes darunter.
Der Motor eines Erdgasautos ist ein normaler Verbrennungsmotor, der wie folgt funktioniert:
- Das Gas wird mit Luft gemischt in den Brennraum des Zylinders gezogen. Dabei bewegt sich der Kolben im inneren des Zylinders nach unten.
- Anschließend bewegt sich der Kolben wieder nach oben und drückt so das Luft-Gas-Gemisch zusammen, welches sich dadurch erhitzt.
- Das Gemisch wird dann durch die Zündkerze entzündet, welches explodiert und den Kolben erneut nach unten drückt. Der Kolben gibt seine Bewegungsenergie indirekt an die Antriebsräder weiter und das Auto fährt.
- Abschließend bewegt der Kolben sich nach oben, verdrängt dadurch die verbrannten Gase aus dem Brennraum. Durch ein Ventil werden diese Gase ausgestoßen.

Monovalente und Bivalente Erdgas-Fahrzeuge
Viele Menschen möchten mit der Auswahl ihres Fahrzeuges einen Schritt in Richtung sauberer Mobilität gehen, aber noch nicht zu 100% auf Benzin verzichten möchten. Hierfür gibt es jedoch auch eine Möglichkeit.
Bivalente Fahrzeuge
Bivalente Fahrzeuge können wahlweise mit Erdgas oder mit Benzin betankt werden. Da der Motor in der Regel nicht auf den Betrieb mit Erdgas optimiert wurde, muss an dieser Stelle mit leichten Leistungsverlusten gerechnet werden. Moderne Erdgas-Fahrzeuge greifen zunächst auf den CNG-Tank zurück. Erst wenn dieser leer ist, schaltet das Fahrzeug automatisch auf Benzin um. Aufgrund des zusätzlichen Tanks können bivalente Fahrzeuge eine größere Gesamtreichweite erzielen.
Monovalente Fahrzeuge
Unter monovalent versteht man, dass das Fahrzeug ausschließlich mit Erdgas betankt werden kann. Der Motor wurde bei diesen PKW dementsprechend auf den CNG-Kraftstoff optimiert. Daraus resultiert, dass monovalente Fahrzeuge leistungsstärker als bivalente Fahrzeuge sind und weniger CNG verbrauchen. Alle Erdgas-Fahrzeuge besitzen einen zweiten Tank für Benzin. Dieser ist in monovalenten Pkw allerdings lediglich als Nottank zu betrachten. Ist das Erdgas aufgebraucht, schaltet der Pkw automatisch auf Benzin um, ohne das der Fahrer hiervon etwas mitbekommt. Die Fahrt kann wie gewohnt und ohne Stopp fortgesetzt werden. Natürlich wird der Fahrer über den leeren CNG-Tank informiert.

Wie hoch ist der CO2-Ausstoß?
Der CO2-Ausstoß wird auf Grundlage des Verbrauchs berechnet. Es gelten die folgenden Richtwerte:
1 Liter Diesel = 2,64 kg CO2
1 Liter Benzin = 2,33 kg CO2
1 Kilogramm CNG = 2,79 kg CO2
Wie wir bereits erfahren haben, entspricht 1 kg CNG der Menge von 1,3 L Diesel oder 1,5 L Benzin. Bei 1 kg CNG würden demnach bei der Verbrennung von Diesel 3,43 kg CO2 und bei der Verbrennung von Benzin 3,50 kg CO2 ausgestoßen werden. Die Umweltbilanz für CNG-Kraftstoff fällt also deutlich positiver aus.

Vor- und Nachteile
Die Vorteile des Erdgasautos sind offensichtlich: Es hat eine bessere Umweltbilanz, günstigere Treibstoffkosten und wenn du dich noch nicht endgültig von dem Treibstoff Benzin trennen möchtet, aus Sorge, dass du z.B. unterwegs keine Tankstelle mit CNG findest, kannst du bivalentes Auto kaufen. Alle Vor- und Nachteile haben wir dir noch einmal zusammengefasst.
Vorteile
- Bessere Umweltbilanz als herkömmliche Motoren
- Geringere Steuern durch niedrigere Emissionen
- Günstigere Treibstoffkosten
- Höhere Reichweiten bei bivalenten Fahrzeugen
- Förderungsmöglichkeiten bei Anschaffung
- Bei vielen Versicherungen vergünstigte Tarife
Nachteile
- Beschränkte Anzahl an Tankstellen
- Kleine Modellauswahl
- Verkleinertes Kofferraumvolumen durch Hochdrucktanks
- Höherer Anschaffungspreis

Für wen lohnt sich ein Fahrzeug mit Erdgasantrieb?
Neben dem Umweltaspekt, der in jedem Fall positiv zu bewerten ist, spielen Anschaffungs- und Betriebskosten eine große Rolle bei der Entscheidung für oder gegen ein mit Erdgas betriebenes Auto.
Während die Anschaffungskosten höher als bei einem vergleichbaren Auto mit Diesel- oder Benzinmotor sind (ca. 1.500 - 3.000 €), liegt das Sparpotenzial in den geringeren Kraftstoffkosten. Erdgas-Fahrzeuge werden mit CNG betankt, das aktuell bei einem Durchschnittspreis von 1,00 € liegt.
Um den Mehraufwand des Anschaffungspreises zu amortisieren, muss der Wagen mehrere Jahre gefahren werden. Ein Rechenbeispiel des ADAC zeigt, dass sich ein Erdgas-Pkw ab einer Nutzungsdauer von mindestens fünf Jahren bewährt. Die Fahrleistung sollte jedoch bei mindestens 15.000 km im Jahr liegen. Darunter sind Fahrzeuge mit einem Diesel- oder Benzinmotor günstiger.
Du solltest allerdings im Hinterkopf behalten, dass es aktuell eine vergleichsweise geringe Anzahl an CNG-Tankstellen gibt. Deutschlandweit findet man rund 900 Tankstellen, die CNG vertreiben. Diese können mithilfe von entsprechenden Apps oder über das Internet lokalisiert werden.
Wir stellen also fest, dass sich mit Erdgas betriebene Fahrzeuge für Vielfahrer wie zum Beispiel Berufspendler besonders lohnen: Aber nur, wenn CNG-Tankstellen in der Nähe verfügbar sind.

Kann ich mein Auto auf Erdgas umrüsten?
Grundsätzlich lassen sich Fahrzeuge auf Erdgas umrüsten. Dies wird in der Regel jedoch nur bei Benzinern durchgeführt. Diese besitzen bereits Zündkerzen, die für die Entzündung des Erdgases notwendig sind. Bei der Umrüstung wird lediglich eine weitere Zündkerze eingebaut. Da Dieselfahrzeuge keine Zündkerzen besitzen, wäre der Umbau viel zu kosten- und zeitintensiv.
Die Kosten einer Umrüstung liegen bei circa 3.500 - 4.500 €. Sie ist demzufolge nur lohnenswert, wenn das Fahrzeug viel und über einen noch längeren Zeitraum gefahren wird.
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Welche Förderungsmöglichkeiten gibt es?
Auch wenn einige Förderungsmöglichkeiten angeboten werden, solltest du dir darüber bewusst sein, dass auf diese kein Anspruch besteht, sondern freiwillig geleistet werden. Im Folgenden zeigen wir dir, welche Möglichkeiten grundsätzlich bereitgestellt werden.
Förderung durch den regionalen Energieversorger
Du kannst bei deinem regionalen Energieversorger eine Förderung für dein Erdgas-Fahrzeug beantragen. Die Förderung erfolgt meist in Form von Tankgutscheinen oder aber eines einmaligen Zuschusses in Höhe von bis zu 1.000 Euro.
Steuervergünstigungen
Die geringen Kraftstoffkosten bauen auf der geringen Erdgas-Steuer auf. Diese gilt noch bis mindestens 2026. Die KFZ-Steuer wird auf Grundlage des CO2 Ausstoßes berechnet. Da ein Erdgas-Fahrzeug nur geringe Mengen CO2 an die Umwelt abgibt, ist die KFZ-Steuer vergleichsweise niedrig.
Generell gibt es in Deutschland keine Prämie, wenn du dich für ein Erdgasauto entscheidest.

Fazit
Es ist festzuhalten, dass Erdgas-Fahrzeuge durch den verringerten CO2-Ausstoß eine bessere Umweltbilanz als Benziner oder Diesel aufweisen. Außerdem profitiert der Halter von geringen Kraftstoffkosten und Steuervergünstigungen, man muss allerdings mit höheren Anschaffungskosten rechnen.
Durch das noch dünne Tankstellennetz, die hohen Kosten und ein eingeschränktes Fahrzeugangebot ist ein Erdgas Pkw nicht für jedermann geeignet. Man sollte dennoch im Blick haben, dass sich die Kosten bei entsprechender Nutzung durchaus schnell amortisieren können. Zudem kann durch das Fahren eines Erdgas-Fahrzeugs ein erheblicher Beitrag zur Energiewende geleistet werden.
Politik und Autoindustrie machen Erdgas derzeit leider kaum zum Thema, sondern konzentrieren sich auf die Etablierung von Elektrofahrzeugen, da man glaubt, dass diese zukünftig die besseren Chancen am Markt hätten. Doch Erdgas ist verglichen mit dem Elektroantrieb auf die Aspekte Umwelt und Nachhaltigkeit bezogen ein ebenbürtiger Gegner.
Letztendlich sehen viele Automobilhersteller die Vorteile von Erdgas und wollen den Kraftstoff auch in Zukunft fördern. Vor allem der Volkswagen Konzern ist auf diese Förderung bedacht. Man will die Anzahl an CNG-Fahrzeugen bis 2025 auf 1.000.000 Stück verzehnfachen und außerdem das Tankstellennetz auf 2.000 Standorte ausbauen.
Aufgrund dieses Vorhabens unterzeichnete VW gemeinsam mit Gasnetzanbietern und CNG-Tankstellen eine Absichtserklärung, mit der man sich aktiv zum Ausbau der Erdgas-Mobilität bekennt.
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