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Ökostrom-Preise im Überblick

Über diesen Artikel

Lesezeit

5 Minuten

Veröffentlichung

22.03.2023

Letztes Update

22.03.2023

Im Zuge von Energiekrise und Strompreisanstieg hat sich auch der Ökostrom verteuert. Wir werfen für dich einen Blick auf die Situation und die wahrscheinliche Entwicklung des Ökostrom-Preises.

Inhalt des Blogartikels

Ökostrom-Preise, -Anbieter und Co. im Detail: Was ist eigentlich Ökostrom?

Ökostrom ist elektrischer Strom, der nicht aus fossilen Brennstoffen, sondern aus erneuerbaren Energiequellen erzeugt wird. Bei diesen Energiequellen handelt es sich um Windkraft, Sonnenstrahlen, Wasserkraft, Biogas (Biomasse) und Erdwärme. Soweit die rein physikalische Erklärung.

Am Strommarkt ist die Situation nicht so eindeutig. Auch Stromanbieter und -erzeuger, die vorwiegend fossil erzeugten Strom vermarkten, bieten heutzutage Ökostromtarife an. Oft wird über diese Tarife Strom geliefert, der nur zum Teil aus erneuerbaren Energien stammt. Das ist zwar besser als nichts, aber eben kein 100-prozentiger Ökostrom.

Den bekommst du meist nur bei Anbietern, die entsprechend zertifiziert sind, jährlich überwacht werden und ein Ökostrom-Siegel tragen. Sie müssen nachweisen, woher ihr Strom stammt und sind in das Herkunftsnachweisregister (HKNR) beim Umweltbundesamt eingetragen.

Darüber hinaus erhalten nur solche Stromanbieter ein Ökostrom-Siegel, die in den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien investieren und die nicht oder nur unwesentlich an Stromerzeugern auf Basis fossiler Brennstoffe oder Atomkraft beteiligt sind.

Seit wann gibt es Ökostrom?

Die Nutzung erneuerbarer Energien zur Stromerzeugung ist nicht neu. Aber die Nutzung des Begriffs Ökostrom und die Vermarktung von Strom aus erneuerbaren Energien begann in Deutschland in den 1990er-Jahren. Werfen wir einen Blick in die Geschichte.

Die ersten Anlagen zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien wurden bereits Ende des 19. Jahrhunderts gebaut. Die erste kommerzielle Windkraftanlage nahm 1888 in Schottland ihren Betrieb auf. Das erste Wasserkraftwerk entstand schon einige Jahre früher. 1880 wurde es im englischen Northumberland in Betrieb genommen, um das Landhaus Cragside mit Strom zu versorgen. Als erstes Wechselstrom-Kraftwerk in Deutschland gelten die 1890 durch den Holzfabrikanten Konrad Fischer errichteten Elektrizitätswerke Reichenhall.

In den letzten Jahrzehnten hat sich die Nutzung erneuerbarer Energien erheblich weiterentwickelt. Die Technologien wurden verbessert und ausgebaut, und es wurden staatliche Anreize und Förderprogramme eingeführt, um den Ausbau von erneuerbaren Energien voranzutreiben.

 

Wie haben sich Angebote und Ökostrom-Preise in den letzten Jahren entwickelt?

Der Anteil von Strom aus erneuerbaren Energien an der gesamten Stromproduktion in Deutschland steigt seit den 1990er Jahren stetig an. Ein zwischenzeitlicher Höhepunkt mit einem Anteil von 45,3 Prozent war 2020 zu verzeichnen. Dann sank der Anteil 2021 auf 41 Prozent. Doch bereits im ersten Halbjahr stieg der Anteil erneut und erreichte 48,5 Prozent. Es ist absehbar, dass erneuerbare Energien in der Stromerzeugung die fossilen Brennstoffe in naher Zukunft vom bisherigen Platz 1 verdrängen werden.

 

Ökostrom-Preise im Überblick: So viel kostet Ökostrom

Nachfolgend findest du eine Tabelle mit Ökostrom-Preisen pro Bundesland im Vergleich inklusive des jeweiligen klassischen Stromlieferanten. Bitte beachte, dass es sich dabei um eine Momentaufnahme aus dem Januar 2023 handelt. Die Strompreise (für Neuverträge) sind permanent im Wandel. Aber die Tabelle sollte dir eine Ahnung davon geben, wohin der Trend geht:

Bundesland

Strompreis im Tarif des lokalen Anbieters

Strompreis im Tarif des günstigsten Ökostromanbieter

Baden-Württemberg

47,11 Cent/kWh

47,25 Cent/kWh

Bayern

47,40 Cent/kWh

47,27 Cent/kWh

Berlin

44,91 Cent/kWh

45,17 Cent/kWh

Brandenburg

44,35 Cent/kWh

52,67 Cent/kWh

Bremen

38,02 Cent/kWh

41,42 Cent/kWh

Hamburg

46,44 Cent/kWh

46,16 Cent/kWh

Hessen

48,43 Cent/kWh

48,06 Cent/kWh

Mecklenburg-Vorpommern

44,56 Cent/kWh

53,06 Cent/kWh

Niedersachsen

45,77 Cent/kWh

46,85 Cent/kWh

Nordrhein-Westfalen

44,75 Cent/kWh

47,72 Cent/kWh

Rheinland-Pfalz

46,24 Cent/kWh

47,54 Cent/kWh

Saarland

53,91 Cent/kWh

50,55 Cent/kWh

Sachsen

49,78 Cent/kWh

48,67 Cent/kWh

Sachsen-Anhalt

47,62 Cent/kWh

49,01 Cent/kWh

Schleswig-Holstein

44,82 Cent/kWh

52,42 Cent/kWh

Thüringen

56,57 Cent/kWh

47,45 Cent/kWh

Diese Ökostromtarife gibt es

Hier sind einige der häufigsten Ökostromtarife auf dem deutschen Markt:

Tarife mit 100 Prozent Ökostrom

Echte Ökostromanbieter, die auch ein oder sogar mehrere Ökostrom-Label führen, bieten generell nur zu 100 Prozent Strom aus regenerativen Quellen an. Klassische Stromversorger, die Strom aus fossilen Quellen vertreiben, haben ebenfalls Ökostromtarife im Angebot. Von Ausnahmen abgesehen, handelt es sich dabei jedoch um Mischtarife mit einem Anteil Strom aus erneuerbaren Energiequellen.

Eine Ausnahme stellt zum Beispiel EnBW mit dem Tarif EnBW Grün und Sicher Privatstrom dar. Laut Unternehmensangabe stammt der Strom zu 100 Prozent aus europäischen regenerativen Quellen und wird im Herkunftsnachweis des Umweltbundesamtes registriert. Ein Ökostrom Siegel wird EnBW dennoch nicht erhalten, da der Anbieter vor allem fossil erzeugten Strom anbietet. Das widerspricht den Bedingungen der Ökostrom Siegel.

Regionale Tarife

Einige Ökostromanbieter bieten Tarife an, die Strom aus bestimmten Regionen Deutschlands beziehen. Dies kann für Verbraucher interessant sein, die Wert auf eine regionale Stromversorgung legen.

Ein Beispiel dafür ist das fränkische Unternehmen RegioGrünStrom, das die Vermarktung für eine Reihe regionaler Anlagenbetreiber organisiert.

Tarife mit Ökogas

Einige Anbieter bieten auch Tarife an, bei denen sowohl Strom als auch Gas aus erneuerbaren Energien stammen. Das kann für Verbraucher interessant sein, die ihre gesamte Energieversorgung auf erneuerbare Energien umstellen möchten.

Das schon oben genannte Unternehmen NaturStrom bietet neben Ökostrom auch Ökogas an. Allerdings enthält das Gas nur etwa 10 Prozent Biomethan und stammt damit nur zu einem geringen Anteil aus erneuerbaren Quellen.

Ökostromtarife mit Neuanlagenbonus

Einige Anbieter bieten Tarife an, bei denen ein Teil des Stroms aus neuen erneuerbaren Energieanlagen stammt bzw. bei denen ein fester Anteil (zum Beispiel 1 oder 2 Cent) des Preises pro Kilowattstunde direkt in den Ausbau erneuerbarer Energien gehen.

Ökostromtarife mit Vergünstigungen

Auch hier können wir wieder den Anbieter NaturStrom als Beispiel nehmen. Er hat einen vergünstigten Tarif für Anschlussnehmer im Sortiment, die bei Vertragsabschluss jünger als 27 Jahre sein müssen. Damit werden Schüler und Studenten mit einem eigenen Haushalt oder einer WG unterstützt.

 

Warum wird der grüne Strom teurer?

Im Wesentlichen handelt es sich um 2 Ursachen. Zum einen wirken sich die in letzter Zeit gestiegenen Gebühren wie Netznutzungsentgelte aus. Zum anderen liegt es an dem in der Strombörse genutzten Verfahren der Merit-Order. Es bewirkt, dass für den gesamten zu einem Zeitpunkt angebotenen Strom immer der Preis des teuersten Anbieters gilt. Das heißt, auch der in der jeweiligen Charge gehandelte Ökostrom, der eigentlich billiger ist, wird zum gleichen Preis gekauft, wie der teure Strom aus Gaskraftwerken.

 

Wie wird sich der Ökostrom-Preis zukünftig entwickeln?

Viele Marktbeobachter gehen davon aus, dass 2023 der Strompreis allgemein auf dem Niveau bleiben wird, das er Anfang des Jahres erreicht hat. Zwar sind die Großhandelspreise in letzter Zeit gefallen. Aber viele Anbieter mussten sich 2022 bei hohen Preisen mit Stromkontingenten eindecken, um ihre Lieferverpflichtungen einhalten zu können. Diese hohen Preise konnten sie jedoch nicht vollständig an die Kunden weitergeben. Deshalb sind sie jetzt gezwungen, die Verbraucherpreise auf hohem Niveau zu halten, um die aktuell gesunkenen Großhandelspreise zu nutzen, die Mindereinnahmen des vergangenen Jahres auszugleichen.

Da Ökostrom ebenfalls über die Strombörse gehandelt wird und sich auch Anbieter, die nicht über die Börse verkaufen, an dem Börsenpreisniveau orientieren, werden die Verbraucherpreise bei Ökostrom mindestens 2023 auf dem jetzigen hohen Stand verharren.

Eine signifikante Senkung der Ökostrom-Preise ist erst dann zu erwarten, wenn Ökostrom den weitaus größeren Anteil an der Gesamtstromerzeugung ausmacht, sodass die Preise von fossil erzeugtem Strom eine weniger bedeutsamere Rolle spielen.

 

Warum sich der Wechsel zu Ökostrom dennoch lohnt

Rein finanziell bietet dir der Wechsel zu Ökostrom aktuell keine Vorteile. Aber im Sinne von Umwelt- und Klimaschutz sowie der Energiewende ist eine wachsende Nachfrage nach Ökostrom notwendig. Dafür gibt es folgende Gründe:

  • Reduzierung der CO₂-Emissionen im Energiesektor,
  • weniger Umweltbelastung, da kein Bergbau zur Gewinnung erneuerbarer Energieträger notwendig ist,
  • Senkung der geopolitisch bedenklichen Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen,
  • Kosteneinsparungen auf lange Sicht, da Ökostrom mit dem weiteren Ausbau billiger wird,
  • Schaffung von Arbeitsplätzen bei Aufbau und Wartung von Stromerzeugungsanlagen auf Basis erneuerbarer Energien.

Letztlich steht hinter der Vorgabe, fossile Brennstoffe in der Stromerzeugung vollständig durch erneuerbare Energieträger zu ersetzen, das weitaus größere Ziel, den Klimawandel zu stoppen und die Erde für uns und die nächsten Generationen bewohnbar zu halten. Deshalb ist Ökostrom für die Energiewende so wichtig, weil er einen unverzichtbaren Baustein für die Erreichung dieses Zieles darstellt.