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- Inflation der Energiepreise in Deutschland
Die aktuelle Inflation der Energiepreise beeinflusst alle Bereiche der Gesellschaft negativ. Wir untersuchen die Ursachen und wagen einen Blick auf die weitere Entwicklung.
Inhalt des Blogbeitrags
- Was sind die Gründe für die Inflation der Energiepreise?
- Wie hat sich der Verbraucherpreisindex dieses Jahr bisher entwickelt?
- Welche Auswirkungen hat die Inflation?
- Wie sieht die Inflationsprognose für Deutschland aus?
Was sind die Gründe für die Inflation der Energiepreise?
Bei genauerem Hinsehen wirst du feststellen, dass sowohl die allgemeinen Verbraucherpreise als auch die Energiepreise bereits 2021 angestiegen sind. Zum Beispiel berichtete der CEO des Bekleidungsherstellers TRIGEMA, Herr Wolfgang Grupp, dass sich im Vergleich zum Vorjahr die Energiepreise für sein Unternehmen in 2021 auf 2,4 Mio EUR verdoppelt hatten.
Ursache waren sicher die weltweiten wirtschaftlichen Verwerfungen infolge der Corona-Pandemie. Der extreme Anstieg der Energiepreise zur aktuellen Inflationsrate ereignete sich erst jetzt im laufenden Jahr 2022. Er hängt unmittelbar mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine, die nachfolgenden Sanktionen gegen den Aggressor und dem schrittweisen Sperren der Gaslieferungen durch Russland an die EU-Staaten zusammen.
Allerdings ist Deutschland in einer besonders schwierigen Lage, weil im Vergleich zu anderen EU-Ländern die Abhängigkeit von russischem Erdgas besonders hoch war. Bei Ausbruch des Russisch-Ukrainischen Krieges bezog Deutschland etwa 55 Prozent des Gesamtbedarfs aus Russland. Das Gas wird zur Wärmeerzeugung (Heizung und Prozesswärme) in der Wirtschaft und in Privathaushalten benötigt. Ein Teil dient auch als Grundstoff in der chemischen Industrie. Besonders ins Gewicht fällt jedoch, dass das Gas auch für die Stromerzeugung benötigt wird.
Die weltweite Gasförderung kann nicht beliebig gesteigert werden. In der Regel haben Gasförderer langfristige Lieferverträge mit ihren bestehenden Kunden. Deshalb ist es nicht möglich, die sonst von Russland gelieferte Gasmenge kurzfristig von anderen Lieferanten zu beziehen. Hinzu kommt das Transportproblem. Denn das russische Gas kam kostengünstig über Pipelines. Auch das Erdgas, das Deutschland aus Norwegen bezieht, kommt über Pipelines. Gas von anderen globalen Lieferanten, zum Beispiel USA oder den Golfstaaten, kann nur als Flüssiggas per Schiff angeliefert werden. Das ist ausgesprochen teuer. Flüssiggas aus den USA ist etwa fünfmal so teuer wie russisches Gas.
Die deutschen Gasimporteure mussten in den Monaten seit Kriegsbeginn in der Ukraine sehr teures Erdgas auf dem Weltmarkt beschaffen. Deshalb sind aktuell in Deutschland auch für die Verbraucher die Gaspreise so hoch. Durch den Gaspreis ist auch der mit Gas produzierte Strom teurer geworden. Da der jeweils aktuelle Strompreis in Deutschland an der Leipziger Strombörse EEX nach dem jeweils teuersten Kraftwerk bestimmt wird, verteuert der Gaspreis auch den Strom.
Hinzu kommen die Preissteigerungen bei den CO2-Emissionszertifikaten. Der Preis ist von 10 EUR im letzten Jahr auf 60 EUR pro Tonne in diesem Jahr gestiegen. Da zum Ausgleich des fehlenden Gases in Deutschland vermehrt wieder Kohle eingesetzt wird, für die die Stromerzeuger solche Zertifikate kaufen müssen, schlägt sich das zusätzlich auf den Strompreis nieder. Außerdem ist auch der Preis für Kohle auf den Weltmärkten gestiegen.
Wie hat sich der Verbraucherpreisindex dieses Jahr bisher entwickelt?
Im Dezember 2021 lag die offiziell für Deutschland gemeldete Inflation bei 5,3 Prozent. Für Lebensmittel allein gab das Statistische Bundesamt 6 Prozent Inflation an. Für Energie lautete die Angabe 18,3 Prozent. Im August 2022 wird die Inflation insgesamt mit 7,9 Prozent angegeben. Lebensmittel liegen bei 16,6 Prozent und Energie bei erschreckenden 35,6 Prozent.
Welche Auswirkungen hat die Inflation?
Es gibt praktisch keinen Bereich, in dem keine Preissteigerungen zu verzeichnen sind. Das ist verständlich, da jedes Unternehmen unter den hohen Energiepreisen zu leiden hat. Die Firmen sind gezwungen, zumindest einen Teil ihrer gestiegenen Kosten über die Preise an ihre Kunden weiterzugeben. Das trifft auch auf Dienstleister zu, die keine Produkte herstellen. Bei den Produzenten wirken sogar 3 preistreibende Faktoren: gestiegene Rohstoff- und Vorproduktepreise, Energiekosten und Transportkosten. Bei Letzterem wirken vor allem die stark gestiegenen Treibstoffpreise.
Die hohen Preise verstärken auch die ohnehin schon durch die Corona-Pandemie bestehenden Lieferengpässe. Denn Produzenten sind zum Teil gezwungen, besonders energieintensive Herstellungsprozesse einzuschränken oder ganz einzustellen. So wurde in der Presse zum Beispiel mehrmals über das Unternehmen SKW Piesteritz berichtet. Neben Düngemitteln ist die Firma auch Hersteller des Dieselzusatzes AdBlue. SKW hat aufgrund der hohen Energiepreise die AdBlue-Produktion vorläufig eingestellt. Da moderne Dieselfahrzeuge nicht ohne diesen Stoff gefahren werden dürfen, bringt die Produktionseinstellung die Transportbranche in Schwierigkeiten. Wenn keine LKWs mehr fahren dürfen, bleiben die Regale in unseren Supermärkten leer. Das ist zwar eine düstere und unwahrscheinliche Vision. Aber es zeigt, wie in einer eng verflochtenen Volkswirtschaft ein Mangel an einer Stelle drastische Auswirkungen an anderen Stellen nach sich ziehen kann.
Die Bundesregierung versucht, die ärgsten Auswirkungen der Energiekrise mit Entlastungen abzumildern. Energieimporteure, die durch die hohen Weltmarktpreise in Schwierigkeiten gekommen sind, wurden bereits mit Finanzhilfen gestützt. Weitere Entlastungen für die Energieversorger soll die Gasumlage bringen, die Endverbraucher demnächst zusätzlich zu ihren Tarifen zahlen müssen.
Privatverbrauchern wird mit bislang 3 Entlastungspaketen geholfen, die unter anderem für verschiedene Bevölkerungsgruppen unterschiedliche einmalige Heizkostenzuschüsse enthalten. Nachhaltiger wird die geplante Strompreisbremse wirken, die einen relativ preisgünstigen Basisverbrauch sichern soll.
Wie sieht die Inflationsprognose für Deutschland aus?
Tankrabatt und das 9-Euro-Ticket hatten bislang noch einen leicht dämpfenden Effekt auf die Inflation. Aber diese Maßnahmen sind inzwischen ausgelaufen. Gleichzeitig ist bei den Weltmarktpreisen für Energieträger keine Entlastung in Sicht. Neue Anbieter, die kurzfristig Erdgas zu günstigeren Preisen liefern könnten, gibt es offensichtlich nicht.
Andere Lösungen wie die Beendigung der Sanktionen gegen Russland und die Öffnung der neuen Ostsee-Pipeline Nordstream 2 verbieten sich aus politischen Gründen. Eine weitere Lösung wäre die Nutzung der in Deutschland vorhandenen Erdgasvorkommen. Das würde zwar im laufenden Jahr nicht mehr realisierbar sein, würde aber mittelfristig Entlastungen bringen. Doch das Gas müsste im Fracking-Verfahren gefördert werden. Und das ist schon seit Jahren aus Umweltschutzgründen verboten.
Aus den geschilderten Gründen sieht der Präsident der Bundesbank, Dr. Joachim Nagel, im Interview mit der Rheinischen Post die Inflation bis zum Jahresende eher in der Nähe von 10 Prozent. Für das kommende Jahr prognostiziert er eine Inflationsrate um die 6 Prozent. Dazu müssten allerdings die Energiepreise auf dem Weltmarkt wieder sinken.
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