
Persönliche Energiewende
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Funktioniert Photovoltaik auch ohne Sonne auf der Nordseite? Was früher als unsinnig galt, ist dank moderner Solarzellen auf dem Norddach inzwischen vielerorts möglich.
Noch vor wenigen Jahren wurden Hausbesitzer belächelt, wenn sie auch nur darüber nachdachten, mit einer Photovoltaikanlage Strom auf der Nordseite zu erzeugen. Der niedrige Ertrag mache die Solaranlage angeblich automatisch unrentabel. Als ideal galten stets Dächer auf der Südseite oder den moderaten Ost- beziehungsweise Westausrichtungen, wobei Verschattungen und Dachneigung die Eignung für eine Anlage auch dort einschränken können. Denn auch die Südlage ist im Alltag keine Garantie für direkte Sonneneinstrahlung.
Moderne Solarzellen funktionieren inzwischen auch bei diffusen Lichtverhältnissen (zum Beispiel bei starker Bewölkung) durchaus zufriedenstellend und liefern einen akzeptablen Ertrag an Solarstrom. Ist es dann nicht sinnvoll, auch über Photovoltaik auf der Nordseite nachzudenken? Die Ausbeute an Energie bei diffusen Lichtverhältnissen ist dann nämlich kaum geringer als bei Photovoltaikanlagen mit Südausrichtung. Aber auch bei sonnigen Lichtverhältnissen können Anlagen auf dem Norddach rentabel betrieben werden, da sich je nach Dachneigung und Ausrichtung bei Verwendung moderner Solarmodule vergleichsweise geringe Abweichungen beim Ertrag ergeben.
So erreicht eine gute Anlage auf der Nordseite bei 20 Grad Dachneigung immer noch 70 Prozent Ertrag, während die populäre Ost- oder Westausrichtung auch nur rund 85 Prozent schafft. Das ist natürlich deutlich weniger als bei Süddächern. Es bedeutet aber letztlich nur, dass es länger dauert, bis sich die Installation einer Photovoltaikanlage auf der Nordseite rechnet.
Dach-neigung |
Ertrag Ausrichtung Süden |
Ertrag Ausrichtung Osten/Westen |
Ertrag Ausrichtung Norden |
0 Grad |
87 Prozent |
87 Prozent |
87 Prozent |
10 Grad |
93 Prozent |
86 Prozent |
79 Prozent |
20 Grad |
97 Prozent |
85 Prozent |
70 Prozent |
30 Grad |
100 Prozent |
82 Prozent |
61 Prozent |
Solaranlagen benötigen logischerweise Sonnenlicht, um es in elektrische Energie umzuwandeln. Damit die Solarzellen möglichst viel Licht abbekommen, müssen sie in einer bestimmten Neigung montiert werden. Je näher du dich am Äquator befindest, desto flacher sollte die Neigung des Dachs ausfallen. In unseren Breiten hat sich die Südseite mit einer Dachneigung von 30 bis 36 Grad als ideal für einen optimalen Ertrag erwiesen.
Das bedeutet aber nicht, dass im Umkehrschluss andere Dachneigungen oder Ausrichtungen komplett nutzlos wären, um solaren Strom zu erzeugen. Im Gegenteil: Es gibt Dachanlagen für Photovoltaik auf Ost- und Westseiten, die zwar weniger Sonneneinstrahlung bekommen als die Südseite, dafür aber weniger Probleme mit zu hohen Temperaturen haben, die die Effektivität von Solarzellen ebenfalls einschränken können. Außerdem lassen sich suboptimale Dachneigungen durch Montage auf Rahmenkonstruktionen (sogenanntes Aufständern) korrigieren.
Die Photovoltaik auf der Nordseite galt lange Zeit prinzipiell als unsinnig, weil die verfügbaren Solarmodule nicht lichtempfindlich genug waren, um mit den dort vorherrschenden diffusen Lichtverhältnissen zurechtzukommen. Das hat sich durch moderne Neuentwicklungen gründlich geändert, denn mit diesen Systemen funktioniert Photovoltaik auch ohne Sonne, die direkt auf die Module scheint. Selbst bei einer 90-Grad-Ausrichtung lassen sich Lösungen für Photovoltaik-Fassaden finden.
Auch wenn sich also mit einer Anlage auf der Nordseite nicht der gleiche Ertrag wie auf der Südseite realisieren lassen wird, kann sie zur Erzeugung von Strom beitragen und diese sinnvoll ergänzen. Bei schlechtem Wetter und im Winter sind die Unterschiede beim Ertrag sogar weitgehend egalisiert.
Obwohl es inzwischen technisch vielerorts möglich ist, bleibt die Installation von Photovoltaik auf dem Norddach eine planerische Herausforderung. Schon bei einer optimalen Lage von Haus und Dach müssen technische und örtliche Gegebenheiten beachtet werden. Ein Blick in das Solarkataster, das in vielen Kommunen inzwischen existiert, schließt Nordlagen oft von vornherein aus. Ob eine moderne Solaranlage dennoch sinnvoll montiert werden kann, kannst du daher nur im Rahmen einer professionellen Beratung durch einen Experten erfahren.
Oft wird Photovoltaik auf der Nordseite auch als reine Ergänzung bestehender Solaranlagen verstanden, um den Ertrag weiter zu erhöhen. Ob sich das lohnt, sollte vorher unter Einbeziehung aller Faktoren genau berechnet werden. Die Wahl des Herstellers für die Solarmodule wirkt sich naturgemäß auf den Preis und die Effizienz der Anlage (zum Beispiel Ertrag in kWh und Wirkungsgrad) stark aus. Lag früher die Einspeisung des Solarstroms ins öffentliche Netz im Fokus von Betreibern von Solaranlagen, hat sich dies aufgrund der Absenkung der Einspeisevergütung mehr zum Eigenverbrauch hin verschoben.
Eine PV-Anlage auf dem Norddach kann wertvolle Reserven mobilisieren, die ansonsten ungenutzt blieben. Außerdem ist sie oft die einzig praktikable Alternative, wenn keine anderen Flächen für eine Anlage zur Verfügung stehen. Bei allen Formen des Eigenverbrauchs ist die Einbindung von Stromspeichern heutzutage allerdings unerlässlich, denn ansonsten könntest du den erzeugten Strom kaum zu den Zeiten verbrauchen, zu denen du ihn auch wirklich benötigst.
Dafür spricht:
Dagegen spricht:
Warum nicht Solarstrom mit der Dachnordseite erzeugen?
Die Dachnordseite galt mangels direkter Sonneneinstrahlung früher als ungeeignet für die Erzeugung von Solarstrom. Insbesondere bei diffusen Lichtverhältnissen können moderne Solarmodule aber auch im Norden einen konkurrenzfähigen Ertrag einbringen.
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