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Das macht ein Passivhaus aus

Über diesen Artikel

Lesezeit

5 Minuten

Veröffentlichung

5.December 2021

Letztes Update

10.12.2021

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Das Passivhaus: Eine besonders klimafreundliche Gebäudeart

Das Wohnen in einem Passivhaus ist etwas Besonderes. Was ein Passivhaus auszeichnet, welche Zertifizierungen es in Österreich gibt und worauf du achten musst, erfährst du hier.

Inhalt des Blogartikels

Passivhaus: Das musst du zur Zertifizierung dieser Gebäudeart in Österreich wissen

Ein Passivhaus ist eine besonders energieeffiziente Art des Gebäudes. Das Wort „passiv“ beschreibt dabei vor allem eine besondere Eigenheit des Hauses, die es von „normalen“ Häusern unterscheidet: Den Wärmebedarf decken überwiegend passive Quellen wie die Sonneneinstrahlung beziehungsweise die Abwärme der Hausbewohner, die Beleuchtung und die Geräte im Haus. Ein klassisches Heizsystem ist nicht mehr notwendig.

Um diesen hohen Maßstab zu erreichen, müssen in einem Passivhaus mehrere Maßnahmen ergriffen werden, die für geringste Wärmeverluste des Gebäudes sorgen. Eine dichte Gebäudehülle mit perfekter Wärmedämmung ist einer der Dreh- und Angelpunkte für ein funktionierendes Passivhaus. Die Konstruktion des Gebäudes muss so perfekt konzipiert und ausgeführt sein, dass das Gebäude winddicht, luftdicht und ohne Wärmebrücken ist.

Im Vergleich zu einem herkömmlichen Haus reduzieren sich die Wärmeverluste dadurch um bis zu 90 Prozent. Das Thema Heizkosten ist durch den geringen Bedarf an Primärenergie in einem Passivhaus nicht mehr wirklich von Relevanz. Zusätzlich sind weitere Bestandteile einer modernen Gebäudetechnik notwendig: eine besonders effiziente Verglasung und die Installation einer Lüftungsanlage sind in jedem Passivhaus unverzichtbare Bestandteile des Gebäudekonzepts.

Aus Sicht des Klimaschutzes sind Passivhäuser trotz des höheren Materialeinsatzes eine Wohltat und auf lange Zeit für die Zukunft gerüstet. Die Emissionen von klimaschädlichen Abgasen durch die Beheizung des Hauses sinken auf einen Wert nahe null – ein bedeutender Beitrag für das nachhaltige Bauen und Wohnen in Österreich.

 

Der Passivhausstandard in Österreich

Der wichtigste Ausgangspunkt für die Bewertung eines Passivhauses ist der jährliche Heizwärmebedarf (HWB) je Quadratmeter Wohnfläche. Er darf bei einem typischen Passivhaus einen Wert von 15 kWh/(m²a) nicht überschreiten. Noch strenger ist der Wert im österreichischen Energieausweis (Klasse A++) nach ÖNORM H 5055 mit maximal 10 kWh/(m²a). In Österreich gibt es dabei mehrere Möglichkeiten zur Zertifizierung eines Passivhauses.

Zertifiziertes Passivhaus (Passivhaus Institut Darmstadt, Deutschland)

Dieses Zertifikat ist die Auszeichnung für Neubauten, die den strengen Passivhaus-Standards des Passivhaus Instituts Darmstadt entsprechen. Die Prüfung erfolgt entweder durch das Institut selbst oder über akkreditierte Stellen, die in allen Regionen Österreichs tätig sind.

EnerPHit (Passivhaus Institut Darmstadt, Deutschland)

Das Zertifikat „EnerPHit – Zertifizierte Modernisierung mit Passivhauskomponenten“ erhalten bestehende Gebäude, die im Rahmen einer energetischen Sanierung den Standard eines Passivhauses erreichen. Auch in diesem Fall ist eine Überprüfung nach den festgelegten Qualitätskriterien des Passivhaus Instituts direkt durch das Institut selbst oder durch eine akkreditierte Stelle notwendig.

Von Vorteil sind bei diesen beiden Zertifikaten vor allem die Verlässlichkeit durch die genaue Überprüfung sowie die Auswahl der Passivhauskomponenten aus einem umfangreichen Katalog. Dieser umfasst rund 600 zertifizierte Bauteile, wodurch eine übersichtliche Planung des Passivhauses möglich wird. Eine Übersicht über die zertifizierten Elemente findest du in der Komponentendatenbank des Passivhaus Instituts.

Unser Tipp: Wenn du deinen Traum vom Passivhaus erfüllen oder dein bestehendes Haus im Rahmen einer energetischen Sanierung auf den Passivhausstandard bringen möchtest, stehen dir zertifizierte Hausplaner zur Seite, die nach den Regularien des Darmstädter Instituts arbeiten. Hier findest du den Ansprechpartner in deiner Nähe.

klima:aktiv GOLD-Standard

Eine besondere Auszeichnung erhalten Passivhäuser mit dem GOLD-Standard von klima:aktiv, der Klimaschutzinitiative des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK). Die Bewertung des Gebäudes erfolgt nach 4 Kategorien: Standort, Energie und Versorgung, Baustoffe und Konstruktion sowie Komfort und Gesundheit.

Nach dem Abschluss der Registrierung, der Eingabe aller relevanten Daten und einer Plausibilitätsprüfung wird das Bauprojekt auf www.klimaaktiv-gebaut.at veröffentlicht. Nach Fertigstellung gibt es zusätzlich eine Plakette und Urkunde für diese hohe und langfristig werterhaltende Auszeichnung für ein Passivhaus.

 

PHPP: Das Berechnungsverfahren für ein Passivhaus-Projekt

Häufig wirst du bei der Recherche zum Passivhausstandard über das Stichwort „Passivhaus Projektierungspaket (PHPP)“ stolpern. Diese Berechnungshilfe ermöglicht dem Hausplaner, bereits in der Projektierungsphase durch den Einsatz von verschiedenen Komponenten den späteren Heizwärmebedarf zu simulieren. Nach Angaben des Passivhaus Instituts zeigt sich, dass der vorab berechnete Heizwärmebedarf in fertiggestellten Passivhäusern mit den tatsächlichen Werten gut übereinstimmt. Dies trifft sowohl auf Neubauten als auch auf energetische Sanierungen nach dem Passivhausstandard zu.

Übrigens: Auch beim klima:aktiv GOLD-Standard kann auf dieses Berechnungsverfahren zurückgegriffen werden.

 

Diese 3 Komponenten stechen beim Passivhaus besonders hervor

Im Folgenden zeigen wir dir, was ein Passivhaus im Detail ausmacht.

1. Luftdichte Verglasung

Fenster sind dafür bekannt, für große Wärmeverluste zu sorgen – gerade im Winter ein nicht zu vernachlässigendes Problem. Deswegen kommt dieser Thematik in zertifizierten Passivhäusern eine große Bedeutung zu.

In einem perfekt geplanten Passivhaus greift der Hausplaner zu besonders zertifizierten, mit einer dreifachen Verglasung versehenen Fenstern. Wichtig ist allerdings nicht nur die Qualität des Glases, sondern auch die Luftdichte der Fensterrahmen sowie die Größe und Ausrichtung der Fensterflächen.

Trotz aller Wärmeverluste auf der einen Seite helfen Fenster andererseits auch bei der Erwärmung eines Gebäudes, sobald die Sonne scheint. Besonders gute und in einem Passivhaus verwendete Fenster sorgen dafür, vor allem in der kalten Jahreszeit die Wärmeverluste zu minimieren und durch die Ausrichtung zur Sonne die notwendige Wärme für ein angenehmes Raumklima im Haus zu erreichen.

Als Ausgangspunkt für die Berechnung dient häufig der Wärmedurchgangskoeffizient (U-Wert), mit dem viele Fenster für Passivhäuser beworben werden. Er unterteilt sich genauer in den Ug-Wert (Wärmedurchgangskoeffizient für das Glas) sowie den Uw-Wert (Wärmeverlust insgesamt). Ausschlaggebend für die exakte Berechnung ist der Uw-Wert, da er sowohl die Wärmeverluste des Glases als auch des Fensterrahmens berücksichtigt.

2. Die Lüftungsanlage

Durch den Wegfall des Heizsystems in einem Passivhaus ist auf jeden Fall ein Lüftungssystem notwendig. Passivhäuser funktionieren nach dem Prinzip, dass Frischluft automatisch von außen zugeführt und verbrauchte Luft aus dem Haus nach draußen abgeführt wird. Ein Wärmetauscher sorgt dabei für geringste Wärmeverluste, die in keinem Vergleich zum klassischen Lüften durch das Öffnen von Fenstern und Türen stehen.

Trotzdem hast du in einem Passivhaus natürlich weiterhin die Möglichkeit, die Fenster zu öffnen. Aus energetischer Sicht ist dies allerdings nicht ratsam.

Die Lüftungsanlage zeigt ihre Stärken auch an heißen Sommertagen: Über das Lüftungssystem kann keine heiße Luft in das Gebäudeinnere eintreten. Deshalb sind stromfressende Klimaanlagen in den meisten Fällen nicht mehr notwendig, um ein angenehmes Raumklima zu erreichen.

Eine perfekt geplante, effiziente und eingeschaltete Lüftung sorgt obendrein dafür, dass allfällige Feuchtigkeitsprobleme im Hausinneren erst gar nicht entstehen können. So kann es trotz der sehr luftdichten Außenhülle zu keinem Schimmelbefall kommen.

3. Der hohe Wohnkomfort

Wer einmal in einem Passivhaus gelebt hat, möchte die vielen Vorteile nicht mehr missen. Durch die Wärmedämmung und Luftdichtigkeit entsteht ein gutes Raumklima, das die Bewohner eines Passivhauses sehr zu schätzen wissen. Die gleichbleibende Wärme, das Fehlen von kalten Außenwänden, Böden oder Zugluft und die immerzu angenehm temperierte Frischluftzufuhr durch die Lüftungsanlage machen das Leben in einem Passivhaus so besonders.

Auch an heißen Sommertagen zeigen sich die Stärken: Die Planung eines Passivhauses umfasst die notwendigen Bestandteile einer guten Verschattung, wodurch das Gebäude vergleichsweise kühl bleibt.

 

Dein Weg zum Passivhaus

Wenn du ein Passivhaus bauen möchtest, dann empfehlen wir dir den Kontakt zu einem zertifizierten Passivhausplaner. Achte dabei auf seine Qualifikation, das angewandte Zertifizierungssystem und überprüfe genau, ob es sich um ein verlässliches Zertifikat handelt. So steigerst du nicht nur langfristig den Wert deiner Immobilie, sondern profitierst von allen Vorteilen und Ersparnissen.

Übrigens: Die Förderung von Passivhäusern ist in Österreich Aufgabe der Bundesländer. Im Rahmen der Wohnbauförderung gibt es Fördergelder, die je nach Bundesland an unterschiedliche Regularien und Einkommensobergrenzen gekoppelt sind.

 

Die Vor- und Nachteile des Passivhausstandards

Hier zählen wir dir noch einmal kompakt die Plus- und Minuspunkte eines Passivhauses auf:

Vorteile

  • umwelt- und klimafreundlich
  • förderfähig
  • hoher Wohnkomfort
  • höchste Energieeffizienz 
  • vernachlässigbare Heizkosten dank des niedrigen Heizwärmebedarfs
  • durch Zertifizierung Einhaltung von verlässlichen Standards

Nachteile

  • höhere Investitionskosten
  • praktisch keine Eigenleistung möglich
  • Zertifizierungsgebühren
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